Beachte die Anzeigetafeln (bei der SBB und sofern sie funktionieren), sie geben Auskunft, wo man am besten auf ein Fahrradabteil wartet
Plane die Reisezeit möglichst ausserhalb der Stosszeiten. Schlechtes Wetter ist auch besser zum Reisen als schönes – zumindest im Zug.
Wie gesagt, die Tour verlief problemlos. Bis wir in Innsbruck die Fahrräder aufgeben wollten. Meine Frau erkundigte sich zu Hause am Bahnschalter noch extra, wie das so sei. Das SOLLTE schon gehen (dieses „sollte“ hat mich vor der Abreise schon stutzig gemacht), meinte die Dame hinter dem Schalter, und würde ungefähr 35 Franken kosten pro Velo. In Innsbruck wollten wir nun unsere Räder der Bahn übergeben. Die Dame schaute meine Frau schräg an und sagte, das würden sie nicht machen, wir sollten doch mal zur ÖBB-Cargo. Also versuchten wir es dort. Nach längerem Durchfragen fanden wir das richtige Büro. Als ich mein Anliegen darlegte, holte der Beamte mal tief Luft. „Das kostet 180 € – pro Fahrrad!“ Dafür kriegen wir ja fast neue Räder! „Ja wenn wir das in der Schweiz gelöst hätten, würde es nur 25 € kosten.“ Dieses Thema war somit auch erledigt. Wir entschieden daher, dass wir halt die Räder mitnehmen und kehrten zum anderen Schalter zurück. Wir lösten die entsprechenden Fahrkarten und reservierten die Plätze.
Am nächsten Morgen warteten wir auf den Zug, ich war immer noch ein wenig nervös. Der kam. Mit einem eigenen Gepäckwagen. Die Bahnbeamten nahmen die Räder entgegen, wir mussten uns nicht mehr darum kümmern bis Bregenz. So einfach geht das!
Für Fernreisezüge besteht in Österreich generell eine Reservationspflicht für Fahrräder.
Bis Bregenz können wir nun entspannt die Fahrt geniessen. Dort wird es aber wieder hektisch. Wir haben etwa zehn Minuten zum Umsteigen, der Zug fährt auf dem anderen Perron, es gibt einen Lift. Einen langsamen Lift. Einen sehr langsamen Lift. Und klein ist er. Ein Bike hat gerade knapp Platz drin. Dann fährt der Lift los. Glaub ich. Oder doch nicht? Doch, er fährt. Langsam. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er wieder. So geht es weiter. Ich nehme dann, trotz Verbot, die Rolltreppe, geht viel schneller. Auf der anderen Seite: Eine Wendeltreppe. Egal. Irgendwie bringen wir die Räder runter. Und in den Zug. Wir schaffen es. In St. Margrethen müssen wir schon wieder umsteigen, in einen anderen Bummler nach St. Gallen. Das geht recht gut, in den Schweizer Bahnhöfen gibt es bequeme Rampen. Nach einer Fahrt durch Nebel und Regen erreichen wir St. Gallen. Die nächste Herausforderung. Ein Zug steht bereit nach Aarau, aber ein ICN. Wir fragen einen Bahnbeamten, wie das wohl aussieht, wenn wir mitwollten. Er begleitet uns zum Veloabteil am Schluss des Zuges und teilt uns mit, dass wir für diesen Zug wohl Zuschlag zahlen müssten. Aber er war nett, auch das gibt es bei den SBB. Wir verladen unsere Velos, hängen sie an die drei Haken, ein Kindervelo stellen wir ins Kinderwagenabteil. Schon kommt der Schaffner. Das geht nicht mit dem Kindervelo, der Platz muss frei bleiben für Kinderwagen, die eventuell kommen könnten. Wir müssen das Velo ins andere Veloabteil stellen. Am anderen Ende des Zuges, 300 Meter weiter vorne. Nun ja, da gehen einem einige Gedanken durch den Kopf. Müssig zu erwähnen, dass bis Aarau kein Kinderwagen eingeladen wurde. Weiter werden wir darauf hingewiesen, dass für Fahrräder Reservationspflicht besteht, die im Voraus zu tätigen ist, das nun 40 Franken kosten würde, angesichts der Tatsache, dass die in Innsbruck das gar nicht konnten, würde er es jetzt bei den regulären 20 Franken belassen. Zu gütig! …Aber wenn jemand anders mit dem Velo kommt, der reserviert hat, müssten wir aussteigen. Aha. Es ist zum Glück Mittwochnachmittag und es regnet. Da wird wohl niemand kommen.
Bei allen InterCity-Zügen herrscht von 21. März bis 31. Oktober Reservationspflicht. Im Fahrplan sind die Züge mit diesem Symbol gekennzeichnet:
In Innsbruck konnten sie uns die Transportgutscheine nur bis Aarau ausstellen. Am Schalter der WSB (Wynen-und Suhrentalbahn) zeigte man sich aber kulant und bestätigte auf der Rückseite, dass wir bis nach Hause fahren könnten mit diesen. So ging dann doch noch alles glatt.
Inzwischen haben wir noch weitere Erfahrungen gesammelt auf der Transjurane, wo wir zusätzlich einen Anhänger (einen Bob Ibex) dabei hatten. Für diesen ist ein normales Velobillet zu lösen.
Für Veloanhänger gelten die gleichen Bedingungen wie für Fahrräder
Weitere Tipps:
Was die SBB nur sehr diskret erwähnt: Mit der Junior-Karte der SBB kommen die Fahrräder der Kinder GRATIS mit!
Kostet ein halbes Billet weniger als 12 Franken, kann für das Fahrrad ebenfalls ein 1/2 Billet gelöst werden, es ist keine Velo-Tageskarte nötig.
Update: Die neusten Erfahrungen
Diesen Herbst (2016) begaben wir uns wieder mal auf eine Veloreise durch den Jura (Transjurane – die Reise geht weiter). Wir starteten auf dem Mont Soleil oberhalb Biel. Wir hatten nun die Wahl: Alles mit dem Regionalzug – oder schneller mit dem ICN, der die Strecke auf der Jurasüdfusslinie bedient. Der Neigezug ist zwar schnell, mit Velos aber äusserst umständlich, denn im ganzen Zug gibt es gerade mal sechs Plätze für die Fahrräder, drei an jedem Zugsende. Und wir sind zu viert. Also müssen wir uns schon mal aufteilen. Ausserdem kostet die obligatorische Platzreservation pro Velo fünf Franken, ziemlich viel für diese miese Gegenleistung. Ich stieg also mit dem Jüngeren am einen
Zugsende ein, die Frau mit dem Älteren am anderen. Zum Glück können sie uns schon helfen, Junior kümmerte sich um das Gepäck, ich um die Räder. Eine Reservation heisst dann noch lange nicht, dass man auch Platz hat. Ein Rad hing schon an einem Haken, der Rest des Platzes wurde durch einen Kinderwagen versperrt. Die Besitzerin des Kinderwagens versuchte zu helfen, so gut es ging. Der Versuch, die Räder an die Haken zu hängen, scheiterte daran, dass das Rad zu gross (29″) oder der Reifen zu dick (2.2″) ist! Also stellten wir sie irgendwie hin, versperrten damit auch halbwegs den Durchgang zum Führerstand. Da wir aber am Zugschluss waren, sollte das keine Probleme machen. Das Aussteigen war dann wieder hektisch, aber wir schafften es alle nach draussen. Entspannt reisen geht jedenfalls anders.
@RailService haben Abhilfe versprochen, können jedoch keinen Termin nenen:
Na, dann warten wir halt. Bis dahin versuchen wir die ICN wenn immer möglich zu meiden.
Dass es auch wirklich anders geht, zeigte dieselbe SBB auf der Heimfahrt von Lausanne nach Olten. Ein IC mit Doppelstockwagen nimmt uns mit bis Bern, von dort eine gleiche Komposition weiter bis Olten. Beide Male gibt es grosszügige Veloabteile, in die Aufhängungen passen alle Räder rein. Auch die Kinderwagen sind kein Problem, alles hat Platz.
Liebe SBB, warum nicht gleich so?
Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Ich freue mich auf eure Kommentare.
Für mehr Details zum Thema Velo und Zug hier noch ein paar Links:
Tipps der SBB: www.sbb.ch
Da habt ihr von Innsbruck kommend noch Glück gehabt. Wir hatten unsere Räder einmal in einem RailJet von Innsbruck nach Zürich dabei, notabene in TranZBags verpackt. Das gab ein Riesentheater und nur nach sehr viel Überzeugungsarbeit wurden wir vom Schaffner nicht aus dem Zug spediert. Kinderwagen hingegen sind nie ein Problem, da besteht klar eine Zweiklassengesellschaft.
In Italien kann man das Velo immerhin für wenig Geld in alle Regionalzüge mitnehmen, die Fernverkehrszüge (Frecciarosso etc.) hingegen sind tabu. Da dauert dann eine Reise von Napoli nach Chiasso ziemlich lange 😉
Und die Reservationspflicht auf den ICN, das ist ja eine Sache für sich. An einem schönen Wochenende vom Tessin nach Zürich einen der raren Plätze zu ergattern, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Dann wartet man auf den nächsten Bummler und sitzt zusammen mit vielen anderen Bikern im klapprigen Gepäckwagen, weil es auch sonst keine Sitzplätze mehr hat.
Ein kurzes Stück Reepschnur hilft Wunder, dicke Reifen an den Haken zu bringen.
Guter Tipp, danke. Als Kletterer sollte ich ja eigentlich immer so was dabei haben 🙂