Die Klettergärten um Ponte Brolla sind ein Hotspot des Plaisirkletterns im Süden, das von Jürg von Känel in den 90er Jahren begründet wurde. Viele Routen zieren die Felsen rund um das Tor zum Maggiatal. Und vor allem: Sie sind absolut anfänger- und kindertauglich. Hier lässt sich hervorragend in die Welt der Mehrseillängenkletterei eintauchen, was schon etwas anders ist als die Plastikwelt in den Hallen. Wir suchten drei verschiedene Gebiete auf.
In den 90er Jahren waren wir oft am Wochenende hier am Klettern. Seither hat aber der Verkehr kontinuierlich zugenommen, so dass man nicht mehr so schnell ins Tessin kommt und wir deshalb nicht mehr dort hin fuhren. Das war mit ein Grund, hier wieder mal Ferien zu machen. Unser Kletterführer „Plaisir Ost“ von besagtem Jürg von Känel ist auch in die Jahre gekommen und nicht mehr aktuell. Wir besorgten uns deshalb das neuste Exemplar „Plaisir Süd“ aus dem Verlag Filidor, damit wir wieder auf dem neusten Stand sind.
Placca di Tegna
Unser erstes Ziel sind die Platten über Tegna am Eingang zum Onsernonetal. Schöne, einfache und südwärts gerichtete Platten (was wir bei diesen Temperaturen nicht unbedingt gebraucht hätten) erwarten uns. Meiner Intuition folgend, steche ich in den Wald hinein, landen dann allerdings nicht dort, wo ich wollte. Wir kämpfen uns, immerhin im Schatten, durch das Gebüsch, das zu unserem Leidwesen nicht nur aus weichen Büschen bestand, sondern auch aus Brombeersträuchern. Ein Blick in den Führer hätte geholfen. Na ja, Moses irrte ja immerhin sieben Jahre in der Wüste umher, weil er nicht nach dem Weg fragte. Wir finden dann unser Gebiet doch noch, aber es ist HEISS! Zum Glück haben genügend Tranksame dabei. Zum Einklettern und sich an den Fels gewöhnen macht jeder von uns eine Einseillängenroute. Dann fühlen wir uns bereit, eine längere Route in Angriff zu nehmen. Meine Frau und ich bilden eine Seilschaft, die Kinder die andere, wir klettern die Route „Rosso“, die Kinder „Orientale“. Sie liegen nebeneinander, so dass wir jederzeit den Kindern helfen können. Wir starten, der Fels ist heiss. Zum Glück geht ein kühlender Wind. Mit jedem Meter wird die Aussicht besser, wir sehen bis zum Lago Maggiore. Wir kommen flott voran, obwohl Silvan zwischendurch eine Krise hat. Mit beruhigenden Worten und helfen können wir diese aber beenden, so dass wir bald am Ausstieg sind. Geschafft! Bin ich froh, kann ich endlich aus den Kletterschuhen raus! Nun müssen wir wieder hinunter. Wir folgen einem Pfad weiter hoch und nehmen an, dass dieser dann weiter nach rechts führt und dort nach unten. Irgendwann müssen wir uns aber eingestehen, dass dies der falsche Weg ist. Also alles wieder zurück. Klaglos machen die Kinder mit, ich staune. Dann stehen wir wieder am Ausstieg, nehmen diesmal den anderen Pfad, der uns diesmal nach unten führt. Gleichzeitig mit der anderen Seilschaft, die mit uns kletterte, kommen wir unten an, sie haben allerdings abgeseilt. Wir räumen zusammen, es ist einfach zu heiss zum Klettern, und kehren zum Zeltplatz zurück, wo wir in der daneben fliessenden Maggia unsere Füsse kühlen.
Das nächste Klettergebiet, das wir aufsuchen, ist Torbeccio bei Avegno. Wir überqueren eine Hängebrücke und eine Wiese und erreichen so ziemlich bequem die Felsen. Und wir sind alleine. Es gibt auch hier gut abgesicherte Routen für Anfänger. Sofort klettert Fabian los, muss dann allerdings umkehren. Silvan schafft die Route, ich auch. „SILVAN!“ „???“ „Bist du verrückt, eine solche Route zu klettern?“ Rieeeeeesensmile im Gesicht! Wir klettern noch zwei, drei Routen, bevor wir eine Zweiseillängenroute klettern in den bewährten Seilschaften, denn die Kinder wollen abseilen. Dies machen wir denn auch, und das unter erschwerten Bedingungen, kommt doch heftiger Wind auf.
Auf dem Rückweg begeben wir uns an die Maggia, meine Frau und ich schwimmen zur Abkühlung. Herrlich!
Den letzten Klettertag verbringen wir an der Placca di Maoph bei Ponte Brolla. Der Vorteil ist, dass diese Platten westwärts ausgerichtet sind und somit am Morgen noch im Schatten liegen. Der Nachteil ist, dass man zuerst eine halbe Stunde hochsteigen muss. Nach Bewältigung dieser Anstrengung (es ist auch im Schatten schon wieder heiss) starten wir gleich in den bewährten Seilschaften. Wieder erwarten uns schöne, einfache, gut abgesicherte Platten. Nach vier Seillängen seilen wir wieder ab, um nach einer Pause noch zwei andere Routen zu klettern, diesmal aber bereits an der Sonne. Somit ist der Klettertag nach diesen beiden Routen gelaufen, wir kehren zum Camping zurück und kühlen uns in der Maggia ab.
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