Über Ostern vier Tage Skitouren im Medelser Gebiet am Lukmanier mit dem SAC Homberg! Das wäre toll gewesen. Das Wetter und die Lawinensituation sorgten dafür, dass es ganz anders kam. Aber nicht minder schön auf den Skitouren um Disentis.

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Wir reisten bereits am Donnerstagabend an mit dem Zug und quartierten uns im Hotel Cucagna (das jetzt ein Bed & Breakfast ist) ein. Die Zimmer waren erstaunlich geräumig für den Preis (65.– Übernachtung und Frühstück p.P.). Jedenfalls perfekt für uns.

Screenshot eines Tweets mit dem Bild eines Hotelzimmers. Text: "Angekommen in Disentis. Nicht übel für #Skitouren. Aber die Lawinensituation..."
Nach dem Einrichten trafen wir uns noch kurz an der Bar, um den morgigen Tag zu besprechen. Der Tourenleiter verriet uns lediglich, dass wir vom Hotel aus starten und das Ziel der Piz Pazzola sei.

Piz Pazzola (2580 m)

disentis_0001Am Morgen lag frischer Schnee, die Nebeldecke hing tief. Zum Glück. Hätten wir gesehen, wo der Gipfel ist, ich weiss nicht, ob wir den Tourenleiter gedrängt hätten, ein Taxi zu organisieren. Wir schulterten also um Viertel vor acht die Skis und durchquerten das Dorf. Ausserhalb führte der Weg hinunter zum jungen Rhein. Wir stapften durch den Schnee, die Bäume waren tief verschneit. Eine Märchenlandschaft. Nach der Überquerung der Brücke konnten wir endlich die Skis anziehen. Auf dem Weg lag zwar Schnee, aber uns war klar, dass dieser am Nachmittag verschwunden sein wird.
Wir folgten diesem Bergwanderweg, entsprechend steil war die Spur. Und dann erreichten wir Mompé Medel! Mit einem Taxi hätten wir uns also rund drei Kilometer Fussmarsch ersparen können. Aber schön war es in der Schlucht ja. Also stiegen wir weiter hoch über die Hänge, die nur durch den Neuschnee bedeckt waren. Nebelfetzen zogen immer noch durch das Tal, die Bäume waren auch hier wunderbar mit Schnee bedeckt.

Da die Strasse, auf der wir nun unsere Spur zogen, ziemlich flach war, stach der Tourenleiter links hoch in den Wald. Es war nicht ein typischer Fichtenwald, sondern ein Birkenwald mit jungen Birken. Ich fühlte mich wie in der Taiga. Wunderschön!

Danach stiegen wir aber doch noch durch Fichtenwald hoch, immer am Rand des Wildschutzgebietes. Immerhin war es klar markiert, so dass man nicht unbeabsichtigt hinein geraten konnte.
Allmählich lockerte sich die Wolkendecke auf, blaue Flecken zeigten sich am Himmel. Gleichzeitig erreichten wir auch die Waldgrenze. Über einen breiten Rücken stiegen wir hoch und höher. Eine kurze Steilstufe noch, dann standen wir auf dem Gipfel. Bei strahlendem Sonnenschein!

Pünktlich zeigte sich das gewaltige Panorama. Wir sahen die Berge, die wir ursprünglich besteigen wollten, wir sahen auf Disentis, das unendlich weit weg schien.

Schon im Aufstieg dachten wir an die Abfahrt ob dem vielen Pulverschnee. Und nun konnten wir uns auf dieses Erlebnis freuen. Jedoch ganz wohl war es mir nicht, die Lawinengefahr war mit erheblich angegeben, die eher gegen gross denn gegen mässig tendierte. Aber unser erfahrene Tourenleiter schaute sich die Karte ganz genau an. Einzeln befuhren wir die Hänge, keiner so steil, dass ein Schneebrett ausgelöst werden konnte. Der Pulverschnee stiebte, wir schwebten hinunter!

Nach einem kurzen Gegenanstieg von 100 Höhenmeter folgten nochmals zwei, drei Hänge mit schönstem Pulverschnee. Je näher wir aber dem Wald kamen, desto feuchter wurde auch der Schnee. Im Wald war dann fertig lustig, wir kämpften uns runter Richtung Platta an der Lukmanierpassstrasse. Die letzten Meter fuhren wir auf einem hauchdünnen Resten Schnee, bevor wir die Skis aufschnallten und zu Fuss weiter gingen.
Glücklich und zufrieden warteten wir auf das Postauto, das uns wieder nach Disentis zurückbrachte. Im Hotel begaben wir uns zuerst mal an die Bar und bestellten Panaché (für Nicht-Schweizer: Radler), das nach einer solchen Anstrengung einfach am besten schmeckt.

Nual (2387 m)

Für den Samstag war nicht mehr so gutes Wetter angesagt, es soll im Tagesverlauf Niederschläge geben. So war es denn auch. Der Himmel war wolkenverhangen, als wir uns zum Frühstück trafen. Das Ziel heute war der Piz Máler, allerdings relativierte der Tourenleiter bereits jetzt und gab vor RICHTUNG Piz Máler. Wir fuhren mit dem Zug nach Sedrun, wo uns ein längerer Fussmarsch nach Surrein erwartete. Dort zeigte sich tatsächlich noch die Sonne, allerdings war es das letzte Mal an diesem Tag.
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Wieder stiegen wir hoch durch einen tiefverschneiten Wald, allerdings war es heute deutlich wärmer und der Schnee entsprechend feuchter. Auch heute mussten wir wieder auf  Wildschutzzonen achten, während wir von der anderen Talseite, wo sich die Tiere wirklich aufhalten (würden), mit Dauerlärm aus dem Skigebiet beschallt wurden. Wir konzentrierten uns aber auf die unmittelbare Umgebung, zu schön war der Wald, in dem wir aufstiegen.

Auf der Alp Tgom legten wir eine Pause ein. In dieser Zeit erreichte uns auch der letzte Teilnehmer, der wieder umkehren musste, weil sein Schuh kaputt ging. Er lief in dieser Zeit zurück nach Sedrun, mietete einen anderen Schuh und hetzte uns nun hinterher. Im Gegensatz zu gestern löste sich der Nebel nicht auf, im Gegenteil, er wurde noch dichter und es begann zu schneien.

Wir beurteilten nun die Situation bei jedem Haltepunkt neu. Vor dem letzten Hang entschieden wir, dass wir noch auf diesen Gupf steigen und dann kehren. Dass dies auch ein richtiger Gipfel war, stellten wir erst dort oben fest, Pekahunter sei Dank. Allzu lange hielten wir uns nicht auf, wir verstauten die Felle im Rucksack und fuhren wieder hinunter. Entgegen den Befürchtungen war der Schnee sehr gut zum Fahren. Je weiter wir aber nach unten kamen, desto schwieriger wurde es. Der Schnee war feucht und tief, so dass man einfach irgendwie versuchte, ohne Beinbruch herunterzukommen. Nach dem Fussmarsch zurück nach Sedrun beschlossen wir die Tour standesgemäss mit einem durstlöschenden Getränk. Welches, muss wohl nicht gesagt werden.

Beinahe Piz Ault (2470 m)

Der Titel tönt es bereits an: Das Wetter war nicht besser geworden. Trotzdem bestiegen wir das Postauto nach Fuorns, wo wir einmal mehr die Skis aufschnallten. Wir stiegen den Sommerweg hoch durch den Wald, bis wir auf eine Kurve der Alpstrasse trafen. Dort zogen wir die Skis an und stiegen weiter durch den Wald hoch. Die Bäume waren mit Reif behangen, wunderschön anzuschauen.

Auf der Alp Puzzetta Sut kamen wir an einem Gebäude vorbei, das auch als Polarforschungsstation durchgehen würde.

Der Wald lichtete sich nun, nicht jedoch der Nebel. Im Gegenteil, der wurde immer dichter. Eine Vierergruppe kam uns entgegen, sie kehrten wegen dem Nebel um. Wir stiegen noch etwas höher, bis der Tourenleiter fand, dass, wer weiter will, doch bitte selber spuren soll. Es war schlichtweg nichts zu sehen, keine Konturen, kein Kontrast. Logischerweise opponierte niemand gegen den Vorschlag des Tourenleiters umzukehren. Wir lösten also die Felle von den Skis und fuhren wieder hinunter. Auch diesmal war der Schnee besser als erwartet. Sobald der Kontrast wieder besser wurde, war es ein Genuss zum Fahren.

Im Wald und unter der Nebeldecke war die Sicht wieder gut. Schnell näherten wir uns Fuorns. Auf den letzten Schneeresten erreichten wir die Strasse. Und wieder hiess es Skier tragen. Im Dörfchen fand ich noch das B&B meiner Twitterkollegin @evasundin1.

Die Antwort auf meinen Tweet liess denn auch nicht lange auf sich warten:

Wer noch mehr über das B&B wissen will, findet Infos unter www.valmedel.ch.
Da das Postauto erst in mehr als einer Stunde fuhr, Fuorns kein Restaurant hat und wir nicht in der Kälte warten wollten, banden wir die Skis auf gingen der Strasse entlang bis Platta. Dort hatte es auch kein Restaurant (nur kaufen konnte man eines), aber inzwischen riss der Himmel auf und die Sonne wärmte uns. Nun hatten wir reichlich Zeit, uns zu verpflegen. Dabei konnten wir auch noch zwei Steinadler beobachten, die majestätisch ihre Kreise zogen. Der Piz Ault war aber immer noch im Nebel und blieb es auch den ganzen restlichen Tag noch. So zumindest redeten wir es uns ein. Glücklich, müde und zufrieden konnten wir nun die Heimreise antreten und den letzten Feiertag selber verplanen.

Fazit

Die erste Tour war hart für mich, war es doch die erste richtige Skitour in diesem Winter. Die 1650 Höhenmeter waren fast dreimal mehr als die bisher grösste Tour in diesem Winter. Aber all die Mühsal war es mehr als Wert. Endlich wieder auf einem Gipfel stehen, endlich wieder die grossartige Bergwelt bewundern! Nicht zu vergessen die völlig unterschiedlichen Landschaftstypen, die wir durchquerten. Viel abwechslungsreicher kann eine Skitour nicht sein. Auch die beiden anderen Skitouren waren trotz des schlechten Wetters ein tolles Erlebnis. Seit ich nicht mehr so häufig in die Berge gehe, ist mein Motto: Hauptsache draussen.
Nicht zu verachten ist auch der Komfort, den man in einem Hotel hat. Eine Dusche nach der Tour ist halt doch äusserst angenehm. Die Hütte hatte ich jedenfalls nicht mehr vermisst. Aber ich hoffe schon, dass wir die geplanten Touren irgendwann mal nachholen können. Bei Verhältnissen, wie sie ein paar Tage später herrschten: Sonnenschein pur und mässige Lawinengefahr. Aber jedenfalls haben wir das Beste aus der Situation gemacht.

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