Nachdem wir letztes und vorletztes Jahr quasi den Schluss der Panoramabike vom Thunersee an den Genfersee geradelt sind, wollten wir dieses Jahr am Bodensee starten und bis zum Vierwaldstättersee über die Voralpen radeln. In sieben Etappen bezwangen wir die zum Teil grossen Herausforderungen.

Silvan auf der "Vorder Höhi" bei Amden
Auf der „Vorder Höhi“ bei Amden

Start am Bodensee

Nach einer entspannten Fahrt mit dem Zug könnten wir in Rorschach Stadt aussteigen, um zwei Kilometer zu sparen, dann wären wir aber nicht am Bodensee gewesen, das geht ja gar nicht. Also, nächste Station aussteigen und ab an den See, um zumindest einen Blick erhaschen zu können. Während Fabian noch an den Bremsen seines Bikes herumschraubt, machen wir uns bereit.

Wir fahren gemütlich dem Hafen entlang, in einer Hafenbeiz spielt eine Band „El condor pasa“. Ein Schild von SchweizMobil zeigt uns den Start der Panoramabike an: Jetzt geht’s los! Wir fahren durch die Stadt und verspüren den Drang, diese möglichst schnell hinter uns zu lassen, so ungemütlich ist es hier, ganz im Gegensatz zum Hafen. Am Stadtrand katapultiert uns die Route regelrecht hinaus, steil steigt die Strasse an, unter der Autobahn durch, welche uns nun mit ihrem Lärm eine Weile begleitet.

Wir fahren den Rorschacherberg hoch, vorbei am St. Anna-Schloss. Es ist Sonntag, viele Radler sind unterwegs, die meisten mit elektrischem Rückenwind. Wir geniessen bei einer Pause die Aussicht auf den Bodensee, bevor wir durch den Wald weiter fahren zum Weiler „Acker“. Von dort führt uns der erste Singletrail der Tour nach Halten. Ich wäre nun froh, wenn ich den Sattel absenken könnte, dies ist aber wegen meiner Satteltasche nicht möglich. Na ja, geht auch so.

Im Appenzellerland

Weiter geht es auf der Strasse, bei Krähtobel verlassen wir diese verkehrsreiche Strasse zum Glück und fahren über Nebenstrassen nach Heiden, wo wir den Bodensee wieder erblicken, zum letzten Mal, wie wir glaubten. Nun ist aber eine Stärkung im örtlichen Café fällig. Nach dieser folgen wir brav der Ausschilderung in der Hoffnung auf einen Singletrail. Wir werden aber böse enttäuscht, wir umfahren lediglich auf Strassen den Ort. Was soll das? Es hätte auch eine direkte, autofreie Linie gegeben.

Steil geht es nun hoch bis Punkt 939, danach wird es flacher. Wir glauben nun, dass es auf der Strasse eben weiter geht, aber schon kurz darauf zweigt die Route steil links hoch ab. Silvan ist müde, ich schiebe sein Bike das steilste Stück hoch. Noch steht uns ein weiterer Anstieg bevor, das nahe Ziel setzt aber nochmals Kräfte frei. Wir erreichen den höchsten Punkt, wo wir ins hügelige Appenzellerland blicken. Noch eine kurze Abfahrt, dann haben wir das Ziel, das Hotel Hirschen oberhalb Wald AR, erreicht.

Durchs (sausteile) Appenzeller Hügelland

Hoch motiviert stehen wir am nächsten Morgen auf – und blicken an eine dicke Nebelwand. So haben wir uns das Appenzellerland nicht vorgestellt, aber immer noch besser als der Regen, der für heute angesagt ist. Beim Start hat sich der Nebel gelichtet, wir fahren zwischen Wald und Rehetobel ab zur Goldach, danach geht der Weg brutal steil hoch nach Trogen. Silvan leidet, wir helfen ihm mit Schieben.

Auf dem Landsgemeindeplatz von Trogen lassen wir ihn verschnaufen, während ich mir die Geschichte der Familie Zellweger in einer kleinen Ausstellung zu Gemüte führe. Diese wurde im 17. und 18. Jahrhundert reich durch Tuchhandel, was die schönen Gebäude erklärt. Auf einem Dorfrundgang könnte man noch mehr erfahren, wir aber fahren weiter hoch, das Wetter hält sich, obwohl es offenbar nördlich von uns regnet. Nach der Abfahrt zu einer Säge werden wir wieder mit einem saumässig steilen Weg gequält. Geradezu surreal wirkt nun auf einer Waldlichtung das Haus, an dem wir vorbeifahren, besser gesagt, all die Kanus hier, wo doch weit und breit kein schiffbares Gewässer vorhanden ist.

Hinunter nach Gais

Nach der Pause wird es schon wieder steil, wir schieben das Bike von Silvan. Von wegen liebliche Appenzeller Hügellandschaft! Endlich erreichen wir den Kulminationspunkt. Haben wir uns bis hierhin auf steilen Schotterstrassen hochgekämpft, verläuft nun die Abfahrt mässig steil auf Asphalt. Und dafür haben wir uns so abgemüht? Nun gut, wir surfen so quasi nach Gais hinunter, das einer Puppenstube entsprungen scheint. Aber erst mal Pause.

Tourismusfassade

Klar, geht es danach wieder steil aufwärts, vorher bewundern wir aber die blütenreiche Feuchtwiese. Auf dem höchsten Punkt kommt es aber noch besser, eine Magerwiese erfreut unseren Biologen und uns so sehr, dass wir eine längere Pause einlegen und er die vielen Orchideen identifizieren und registrieren kann. Nun geht es abwärts auf einem Singletrail, die Jungs lassen es krachen. Der ist aber kurz, so dass wir schon bald wieder auf Asphalt fahren. Bei Eggerstanden macht die Route eine unerklärliche Schlaufe, die man locker hätte abkürzen können, denn dort gibt es nichts zu sehen. Wie dem auch sei, über die Felder fahren wir nach Appenzell, dem Hauptort des Kantons Appenzell Innerrhoden.

Appenzell können wir uns natürlich nicht entgehen lassen, die Werbung darüber verspricht ja allerhand. Tatsächlich ist die Hauptgasse sehr schön und malerisch, farbige Fassaden mit Wirtshaus- und Zunftschildern. Leider kreuzen Autos unseren Weg, mitten durch die Fussgängerzone quert die Strasse. Wir erreichen den Landsgemeindeplatz, wo die Appenzeller jeweils über ihre politischen Geschäfte abstimmen und die Behörden wählen, zum Beispiel den Finanzminister, der hier noch Säckelmeister genannt wird. Der Platz ist in der übrigen Zeit ein Parkplatz, gesäumt von Restaurants und Hotels, auch mit farbigen Fassaden. Auf dem Rückweg blicken wir mal in die zweite Häuserreihe, diese sieht gar nicht tourismustauglich aus.

Am Ziel

Unser Ziel ist aber Wasserauen am Eingang zum Alpstein, wo wir im Stroh nächtigen wollen. Wir fahren dem Talhang entlang, den Bergen entgegen. Der Gastgeber begrüsst uns freundlich, er kommt gerade aus dem Stall. Wir sind nicht die einzigen, die übernachten, zwei Mädchen verbringen ebenfalls zwei Nächte hier. Sie sind mit dem Traktor aus der Umgebung Winterthur angereist…

Wandern am Ruhetag

Wenn wir schon in der Nähe des legendären Bergrestaurants Äscher, berühmt vom National Geographic-Titelbild und Millionen von Influencer-Fotos, sind, wollen wir dieses doch auch besuchen. Mit der Seilbahn lassen wir uns auf die Ebenalp gondeln, von wo wir eine grossartige Aussicht auf das Appenzeller Hügelland geniessen. Silvan hält sich nicht lange damit auf und stürzt sich auf die Blumen, die er schon aus der Gondel gesehen hat. Viele Orchideen blühen da, und sogar Feuerlilien. Ein Gleitschirmflieger hebt in den blauen Himmel ab, schwebt über der Bilderbuchlandschaft.

Postkartenidylle

Wir steigen ab zum Wildkirchli, durchqueren die Höhle, in der Knochen von rund 600 Höhlenbären gefunden wurden. Und dann taucht es auf, das berühmte Bergrestaurant Äscher. Es sieht wirklich so eindrücklich aus wie auf den drölfzig Bildern im Internet und ich verstehe, warum es so oft fotografiert wird. Natürlich bin ich nicht der einzige hier, der fotografiert. Im Restaurant selber hält sich der Ansturm allerdings noch in Grenzen, wahrscheinlich sind wir früh dran.

Der Seealpsee, ein weiteres Postkartenmotiv

Wir gehen weiter und steigen zum Seealpsee ab. Zu Beginn des Weges warnt uns ein Schild: „Kinder an der Leine führen!“ Diese können im Restaurant gemietet werden. Na, da sind wir aber gespannt, was für ein verrückter Weg das ist. Er entpuppt sich dann als normaler Bergwanderweg ohne besonderen Erlebniswert, aber die örtlichen Tourismusverantwortlichen werden ihre Pappenheimer kennen und sind lieber auf der sicheren Seite.

Der See liegt eingebettet zwischen steilen Wänden, hinten thront der Säntis, es ist wie im Propekt. Auch hier ist der Ansturm nicht so gross wie befürchtet, wir geniessen ausgiebig die Ruhe, bevor wir den See umrunden und durch das Hüttentobel absteigen.

Zurück im Toggenburg

Letztes Jahr verbrachten wir die Herbstferien in Wildhaus im Toggenburg, diesen Winter zwei Tage mit Skifahren. Und jetzt kehren wir also abermals zurück, wenn auch für keine 24 Stunden.

Wir starten in Wasserauen bei wolkenlosem Himmel, die Temperaturen sind noch angenehm, ebenso die Steigung auf der Asphaltstrasse bis zum Landgasthof Lehmen. Es hat sehr wenig Verkehr, nur ab und an überholt uns ein Senior auf einer Rentnerdrohne. Ab Lehmen fahren wir auf einer Forststrasse, es wird etwas steiler. Noch können wir vom Schatten profitieren im Wald, auf der Potersalp ist es damit vorbei, also Zeit für eine Rast. Vor uns erhebt sich der schroffe Säntis, vis-à-vis auf der anderen Talseite der sanfte Kronberg. Ständig fahren Velofahrer vorbei, die meisten im Rentenalter und mit eBikes, einige davon ganz normale mit Picknickkorb auf dem Gepäckträger. Da stellen wir uns die Frage: Sind wir noch auf der richtigen Route? Wir werden uns diese Frage noch öfters stellen.

Der erste Pass ist geschafft

Zum ersten Pass wird es nochmals kurz steil. Dort treffen wir auf ein Paar, dem wir bis zur Unterkunft in Stein immer wieder begegnen werden. Sie sind wie wir noch konventionell unterwegs und verlassen sich auf die eigene Muskelkraft. Die Abfahrt zur Schwägalp ist betoniert, kein Wunder, fährt Kreti und Pleti diese Strecke. Leider ist der Singletrail, den wir auf der Karte gesehen haben, nicht fahrbar wegen den Wanderern. Von der Passhöhe geht es gleich wieder hoch zur Wideralp, wo wir auf zwei Umweltingenieurinnen treffen. Wir verfolgen gespannt den Ausführungen zu ihrer Arbeit, die im Inventarisieren der Wiesen besteht, um deren Zustand und Veränderungen festzustellen.

Auf dem Risipass

Wir sehen den Risipass, das letzte Hindernis ins Toggenburg, er scheint nur wenig höher zu sein als unser Standort. Jedoch müssen wir zuerst 300 Meter abfahren und diese Höhenmeter wieder mühsam zurückgewinnen. Der Aufstieg ist lang und teilweise steil, vor der Alpwirtschaft Leser müssen wir die Bikes gar schieben. Nun haben wir uns aber Kuchen und Tranksame verdient! Auch die Anstrenung haben wir hinter uns, denn zum Risipass geht es mehr oder weniger ebenaus. Unterwegs schaue ich mal zurück und sehe – niemanden! Wo sind bloss Silvan und die Frau? Unfall? Nein, irgendwann kommen sie frischfröhlich angeradelt, Silvan hat Türkenbundlilien entdeckt und diese natürlich fotografieren müssen.

Singletrail gefunden

Die Abfahrt ist nun nicht mehr bikemässig, alles asphaltiert. Für unser Geburtstagskind Fabian muss aber noch ein Singletrail her. Unterwegs zweigt eine Forststrasse ab, markiert als Bergwanderweg. Wer kann schon etwas dagegen haben, wenn wir auf einer Forststrasse fahren? Also los! Diese Strasse wird dann immer enger und endet in einem Pfad über die Wiese, Fabian gefällt es. Die letzten Höhenmeter nach Stein fahren wir wieder auf der Strasse. Da das Hotel noch nicht offen hat, „müssen“ wir ins Café auf der anderen Strassenseite und den Geburtstag sowie die Etappe feiern.

Ab ins Glarnerland

Wir starten zusammen mit dem Paar, das wir gestern bereits angetroffen haben und im gleichen Hotel genächtigt hat. Wir müssen zuerst zwei Kilometer auf der Hauptstrasse fahren, es hat viel Verkehr und es stinkt. Das fällt einem sofort auf, wenn man sonst nie auf solchen Strassen fährt. Endlich können wir abbiegen, es wird gleich viel angenehmer, obwohl nun die Strasse steil ansteigt. Der Weg ist nicht besonders abwechslungsreich, wir machen immer wieder Pausen, warten auf Silvan, der wieder alle Pflanzen unterwegs inventarisiert. Ständig überholen uns ältere Leute auf ihren Atomraketen, darunter auch Seniorinnen mit Körbli am Lenker. Das lässt nicht unbedingt auf eine spannende Abfahrt hoffen auf der anderen Seite. 

Auf der Vorderen Höhi

Fast zuoberst erst kommen wir aus dem Wald, eine grosse Wiese strahlt in rosa und weiss, Kuckuckslichtnelken und Wollgras zeichnen sich verantwortlich dafür. Dahinter erheben sich die Churfirst, die wir nun bald aus allen Perspektiven gesehen haben. Mit der Vorderen Höhi haben wir den heutigen Übergang erreicht. Ein Blick auf die andere Seite bestätigt unsere Befürchtungen, alles Asphalt. Die Aussicht ist aber phänomenal, hinter uns, in der Vergangenheit, der Risipass, in der Gegenwart die Vordere Höhi und in der Zukunft, vor uns, das Glarnerland mit dem Glärnisch.

Abzweigung verpasst

Auf der Abfahrt „verpassen“ wir eine Abzweigung und landen auf einem Singletrail. Somit wäre auch diese Etappe noch gerettet. Bei Arvenbühl ist der Spass schon wieder vorbei, wir sausen nach Amden hinunter, pausieren dort, fahren weiter auf der Route abwärts, die jetzt endlich mal bikemässig wird, allerdings auch nur kurz, den Rest fahren wir auf der Hauptstrasse nach Weesen. Dort entspannen wir uns am Walensee, im Hintergrund wieder die Churfirsten. Der Rest ist noch radeln in der Hitze, die Lintharena in Näfels ist unser Ziel.

Über zwei Pässe zum Sihlsee

Heute betrügen wir ein bisschen und nehmen die Seilbahn nach Morgenholz, wir sparen damit 530 Höhenmeter, worüber vor allem unser Jüngere froh ist. Es ist aber auch so die Königsetappe mit den meisten Kilometern und Höhenmetern. Der Weg führt vornehmlich durch den Wald, zwischendurch erhaschen wir einen Blick auf den Brüggler, der unter Kletterern bekannt ist, aber auf die Rückseite. Beim Waldende blicken wir auf den Walensee und die Churfirsten zurück, allerdings ist es ziemlich dunstig, man sieht sie kaum.

Auf Kuhpfaden unterwegs

Mit der Rossweidhöchi haben wir den ersten Pass erreicht. Nun soll ein Singletrail folgen, aber ich habe gelesen, dass man auf dem schieben muss. Ich fahre vorsichtig los, Fabian bolzt über alles hinweg und stürzt prompt, zum Glück ohne Folgen. Der Weg führt durch eine Kuhweide, entsprechend ausgetreten ist der Pfad und aus diesem Grund fast nicht fahrbar. Da helfen die Stege etwas, aber man muss das Bike schon gut beherrschen, um darauf zu fahren. Nach dieser Passage geht es besser, bald geht der Singletrail in eine Strasse über.

Im Schlammloch stecken geblieben

Wir fahren rassig hinunter, ab dem (ehemaligen) Restaurant Port wartet nochmals ein steiler Singletrail über eine Wiese. Von Rinderweidli her geht es gleich nochmals steil und ruppig hinunter, für mein Trailbike aber kein Problem. Ich fahre bis zur Strasse hinunter und stelle dort fest, dass gar niemand hinter mir ist. Nach einer Weile kommt Silvan und sagt, dass Fabian gestürzt sei. Wir warten lange. Hoffentlich ist nichts ernstes passiert. Endlich kommen sie. Fabian fährt wie eh und je, das Bike scheint also noch zu funktionieren. Als er bei uns ankommt, grinst er. Ihm ist also auch nichts passiert, aber er steht vor Dreck. Er sei in einem Schlammloch eingesteckt!

Im Wägital

Wir sind jetzt im Wägital, der Aufstieg zur Sattelegg steht an und es ist heiss, wir gehen die Sache daher gemütlich an. Der untere Teil verläuft an der prallen Sonne, im Wald ist es dann angenehmer. Wir erreichen den Kulminationspunkt, fahren zur Passstrasse ab. Dieser können wir nicht ausweichen, wir müssen auf dieser hoch zur Sattelegg. Lärm und Gestank umgeben uns wieder, wie kann man bloss Alpenpässe fahren mit dem Velo, wo man stundenlang diesen Emissionen ausgesetzt ist? Auf dem Pass gönnen wir uns eine Pause, blicken zurück auf die Rossweidhöchi, wo wir am Morgen noch waren.

Letzte Abfahrt an den See

Von der Sattelegg fahren wir zuerst einen Singletrail, bevor wir wieder auf die Route gelangen. Nochmals ein kurzer, aber steiler Aufstieg, dann haben wir die Anstrengung endgültig hinter uns und wir geniessen einen ersten Blick auf den Sihlsee. Nun geht es schnell, bald erreichen wir unser Hotel in Willerzell, das fast am See liegt. Dort geniessen wir am Abend den Sonnenuntergang und freuen uns auf den Ruhetag.

Ruhetag in Einsiedeln

Unser Ruhetag führt uns nach Einsiedeln, wo wir natürlich das berühmte Kloster besichtigen. Die Kathedrale ist unglaublich prunkvoll, fotografieren aber verboten. Ich hätte nun ein Foto machen können von einem Touristen, der direkt vor einem Schild steht mit dem Fotografieverbot und unbekümmert fotografiert, aber eben, fotografieren ist ja verboten. Gewisse Leute merken gar nichts. Wir schauen uns anschliessend das Gelände an und durchstreifen anschliessend den Ort. Der Platz vor dem Kloster ist im Moment nicht gerade fotogen, es wird fleissig gebaut.

Nach dem Besuch von Einsiedeln kehren wir an den See zurück, wo wir ausspannen. Am Abend schauen wir uns wieder den spektakulären Sonnenuntergang an, der dank den Wolken noch etwas dramatischer ausfällt. Diese kündigen allerdings auch schlechtes Wetter an.

Mythen von hinten und von vorne

Der Tagesanbruch ist denn auch regnerisch, wir haben es nicht gerade eilig. Hunderte winziger Fröschlein nutzen die Feuchtigkeit und überqueren die Strasse, was sie natürlich grossen Gefahren aussetzt, einige fangen wir ein und tragen sie auf die andere Seite. Wir packen uns regenfest ein, doch bevor wir starten, ziehe ich die Jacke bereits wieder aus, ich würde mehr von innen nass als von aussen. Wir überqueren den Viadukt und fahren durch Einsiedeln, dort der Alp (so heisst der Bach) entlang nach Brunni zuhinterst im Alptal. Der Regen hat nun endgültig aufgehört, wir entledigen uns der Regenkleider. Zum Glück, denn war es bis jetzt immer gemütlich leicht aufwärts gegangen, steigt nun die Strasse deutlich an. Wir blicken auf die Rückseite der Mythen, unser Zwischenziel, die Haggenegg, liegt rechts davon.

Von der Haggenegg runter

Nach einiger Anstrengung erreichen wir die Haggenegg, den höchsten Punkt des Tages, von wo wir die Aussicht auf den Vierwaldstättersee, den Lauerzersee und die Rigi geniessen. Nach der Pause stürzen wir uns in den Singletrail, der sehr steil ist, aber gut zu fahren. Wir geniessen ihn, denn es ist der letzte, danach folgen nur noch Forst- und Asphaltstrassen. Bei Brändli führt die Route nochmals hoch in eine Forststrasse, wir schöpfen Hoffnung, die aber gleich wieder zunichte gemacht wird, denn die Abfahrt ist wieder auf Asphalt. Zumindest die Aussicht ist fantastisch, den ersten Namensteil von „Panoramabike“ ist vollends erfüllt. In Schwyz suchen wir zuerst etwas zur Stärkung, danach suchen wir das Bundesbriefarchiv, zumindest von aussen will ich das mal sehen. 

Abends haben wir dann schon langsam Hunger, machen uns auf die Suche. Aber am Sonntagabend in der Ferienzeit hat KEIN EINZIGES Restaurant geöffnet in Schwyz! In einem Bistro kriegen wir einen Snack, das muss reichen.

Über den Gätterlipass nach Gersau

Die letzte Etappe, wir starten im nun wieder belebten Schwyz (wir erinnern uns: gestern hatte kein Restaurant geöffnet). Über verschiedene Umwege, aber abseits des Autoverkehrs, werden wir zum Bahnhof geleitet, von dort unter der Autobahn hoch Richtung Rigi, aber dann gerade so richtig. Saumässig steil ist es, aber nur ein Vorgeschmack auf das, was noch folgt. Hinter uns erheben sich die Mythen, vor uns liegt der Urnersee wie ein Fjord mit steilen Wänden links und rechts. Die Strasse wird nicht flacher, immerhin hat es jetzt Wald, der für Schatten sorgt.

Es ist steil!

Wir warten auf die Letzten, bevor ein weiterer steiler Aufstieg zum Oberbrunniberg wartet. Haben wir es jetzt geschafft? Leider nein, jetzt wird es erst richtig steil! Wir schieben bis Timpel, dann soll ein Singletrail folgen. Der Ältere hilft dem Jüngeren, indem wir die beiden Bikes mit einer Schnur verbunden haben. Vor uns liegt Urmiberg, wohin eine Seilbahn Touristen hoch bringt, aber es werden keine Räder transportiert. Der Singletrail ist dann wirklich einer, aber leider aufwärts und absolut saumässig steil (gemäss Strava 42 %!). Endlich erreichen wir Schwand, den ersten Pass. Und gleich macht die Panoramabike ihrem Namen wieder alle Ehre, wir bestaunen die Aussicht auf den Zugersee und den Rossberg, auf der anderen Seite sehen wir nochmals den Urnersee.

Abfahrt mit Panne

Jetzt kommt endlich die Abfahrt! Aber nur ein paar Meter, dann geht die Plackerei weiter, schieben, schieben, schieben! Wir unterstützen Silvan so gut es geht, helfen ihm beim Schieben. Nach 150 Höhenmeter haben wir den höchsten Punkt endlich erreicht, nun können wir uns definitiv auf die Abfahrt freuen! Aber plötzlich vermeldet Fabian einen Platten. Das hat gerade noch gefehlt! Er hat aber inzwischen Übung, schnell und geschickt hat er den Schlauch gewechselt und ist wieder fahrbereit. Nun folgt noch ein richtiger Singletrail, vieles davon sogar fahrbar. Nochmals kurz aufwärts, dann erreichen wir den Gätterlipass, wo ein Restaurant wartet. Endlich! Nur: Das Ski- & Touristenheim „Zum Gätterlipass“ hat geschlossen! Füllen wir halt die Flaschen am Brunnen und fahren weiter.

Dem Ziel entgegen

Auf der Karte habe ich einen Singletrail eingezeichnet und finde den auch, sehe aber gleichzeitig auch ein Schild mit Biker und Wanderer: Verboten? Nein, gegenseitiger Respekt! Selbstverständlich sind wir rücksichtsvoll und fahren los, steil, aber cool, eben richtiges Biken! Aber auch der schönste Singletrail endet mal, wir fahren auf der Strasse und somit auf der offiziellen Route weiter. Wir surfen abwärts, noch ein paar Kehren und wir sind in Gersau, erreichen die Schiffsstation. Am Ziel! Ein Drittel der Schweiz durchquert, vom Bodensee bis zum Vierwaldstättersee! 

Wir haben den zweiten Teil der Trilogie beendet, Fortsetzung folgt (die Route ist bereits geplant)!

Infos

Die Panoramabike legt den Schwerpunkt eindeutig auf Panorama. Wer Biketrails und Abfahrtsspass sucht, ist mit dieser Route definitiv schlecht bedient. Wer allerdings Landschaft geniessen will, dem sei diese Tour empfohlen. Ein genaues Studium der Karte hilft, doch noch den einen oder anderen Singletrail einzubauen, so wie wir das gemacht haben. Es war unsere bislang härteste Bikereise, es hatte viele steile Aufstiege, in der wir unseren Jüngeren immer wieder unterstützen mussten. Aber gemeinsam haben wir es geschafft.

Daten

Die Daten basieren auf den Aufzeichnungen durch Strava.

Etappe Distanz in km Höhenmeter Zeit (h:mm)
Rorschach – Wald AR 20.9 964 2:48
Wald AG – Wasserauen 35.7 822 3:47
Wasserauen – Stein SG 36.3 1175 3:02
Stein SG – Näfels 30.6 831 3:11
Niederurnen – Willerzell 32.9 1212 4:03
Willerzell – Schwyz 33.5 702 2:42
Schwyz – Gersau 24.4 1155 2:43
Total 214.3 6861 22:16

Übernachtungen

Es ist nicht immer einfach, eine geeignete und bezahlbare Unterkunft zu organisieren, aber wir sind immer fündig geworden. An diesen Orten haben wir übernachtet und sind recht zufrieden gewesen.

Etappenort Unterkunft Bemerkung
Wald AR Gasthaus & Bäckerei Hirschen liegt etwas ausserhalb des Ortes
Wasserauen Bauernhof von Ruth & Niklaus Signer Schlaf im Stroh, essen im Hotel Alpenrose
Stein SG Hotel Ochsen Einzige Möglichkeit im Dorf
Näfels Lintharena Sportanlage mit Hotelbetrieb und Restaurant
Willerzell Landgasthof Schlüssel Ganz in der Nähe des Sees
Schwyz Hirschen Backpacker-Hotel & Pub Ideal für Radfahrer

Und hier die ganze Reise in der Übersicht:

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