Auf der Neuchâtel Bike durch den Jura, dieses Erlebnis sollte man sich nicht entgehen lassen. In vier Tagen erlebt man die raue Landschaft des Neuenburger Juras in all seinen Facetten.

frau fährt mit dem bike über eine weide, im hintergrund bäume
Über die Neuenburger Juraweiden

Wir lassen es gemütlich angehen

Wir wollen die Tour am Montag starten, weil es am Sonntag noch regnet. Zum Anreisen ist dieser Tag aber schlecht, da wir mit dem ganzen Pendlerstrom reisen müssten. So machen wir uns schon am Sonntagnachmittag auf nach Neuenburg und checken im Hotel ein. Danach bummeln wir durch Stadt und am See. Die entspannte Atmosphäre, der grosse See und die Stadt versetzen uns sogleich in Ferienstimmung.

Ein feuchter Start

Am Montag starten wir nun unsere Tour. Dazu bedienen wir uns der Standseilbahn auf den Chaumont, um die langweilige Fahrt aufwärts zu vermeiden. Oben angekommen sind wir nicht, wie erhofft, über dem Nebel, sondern mittendrin. Dazu nieselt es noch leicht. Wir sind aber zuversichtlich, dass es besser kommt, und fahren los, zuerst auf Asphalt, nach zwei Kilometern wechseln wir auf eine Waldstrasse. Durch Wald und über Weiden fahren wir an der Métairie de Chuffort vorbei. Es nieselt nun stärker, aber wir bleiben optimistisch.

Hoffnung keimt auf

Nach der Abfahrt nach Clémesin öffnet sich der Himmel tatsächlich, über dem gegenüberliegenden Hang erscheint ein Regenbogen. So geht es nun trocken weiter, aber nicht sauber, über Felder und durch Wälder. In der Nähe von Charbonnière fahren wir auf dem ausgeschilderten Singletrail in den Wald hinein. Nach ungefähr einem halben Kilometer kommt ein Schild: Holzerarbeiten, kein Durchgang. Na super! Das hätten sie auch am Anfang des Trails hinstellen können. Wir kehren halt um und umfahren nun auf der Strasse das Stück.

Auf der Vue des Alpes

Noch immer liegt eine Nebeldecke über uns, aber es ist immerhin trocken. Wir fahren nun hoch zur Vue des Alpes, die heute ihrem Namen gar keine Ehre macht. Wir kehren dafür im Passrestaurant ein, das heisse Getränk und den Nussgipfel haben wir uns nun verdient. Nach der Pause fahren wir abwärts auf einem Singletrail, die Feuchtigkeit macht ihn sehr rutschig. Unten angekommen, stelle ich fest: Fotoapparat im Restaurant vergessen! So muss ich halt nochmals hoch und danach den Singletrail nochmals fahren. Da ich ihn jetzt kenne, kann ich auch schneller fahren.

Die Sonne ist da

Es geht nun vorbei am Tête de Ran, über Weiden nach Mont Dar-Dessus und von dort auf einem Singletrail abwärts ins Vallée des Ponts, das wir sehr kalt in Erinnerung haben. Diesmal sind die Temperaturen sehr angenehm. Nun noch eine letzte Steigung, bevor wir abwärts fahren und die Strasse erreichen, die wir auf unserer Transjurane bereits in die andere Richtung befahren haben. Nun ist es nicht mehr weit bis La Chaux-de-Fonds, dem Etappenziel. Dort zeigt sich aber, dass die Meldung der Terminverschiebung um einen Tag nicht angekommen ist und die Unterkunft voll ist. Zum Glück gibt finden wir eine andere beim Islamischen Museum.

Start: Neuchâtel
Ziel: La Chaux-de-Fonds
Distanz: 42.8 Kilometer
Höhenmeter: 1115 Meter
Dauer: 3 ¾ Stunden

Relive ‚NE-Bike 56: Neuchâtel – La Chaux-de-Fonds‘

An den Doubs und nach Sibirien

Heute scheint die Sonne von Anbeginn. Der Start macht uns wach, es geht gleich heftig aufwärts. Auf dem Gros Crêt haben wir denn auch schon den höchsten Punkt der Etappe erreicht. Wir blicken auf La Chaux-de-Fonds hinunter, am Horizont sehen wir die Windräder des Mont Soleil. Das Tal des Doubs ist gefüllt mit Nebel, während wir die Sonne geniessen. Noch. Denn wir fahren nun in dieses Tal ab. Viele Höhenmeter geht es abwärts, als es plötzlich empfindlich kälter wird. Ich halte an und ziehe Buff und Mütze an. Oberhalb unseres Weges entdeckt Fabian zwei Gämsen. Zwei Tunnel erhöhen den Abenteuerfaktor, Licht wäre jetzt gut. Wir haben zwar Lampen dabei, aber nur die Frau hat ihre montiert. Es geht aber auch so, die Tunnel sind nicht lang.

Besuch einer Sehenswürdigkeit

Wir treffen nun auf die ersten Personen auf dieser Etappe. Kein Wunder, denn hier geht es zum Saut du Doubs, dem berühmten, 27 Meter hohen Wasserfall. Wir steigen hinunter zur Aussichtsplattform. Das Wasser stürzt tosend in Tiefe, ein eindrückliches Schauspiel. Wie ich später erfahren habe, ist das nicht selbstverständlich, im Sommer hatte es angeblich kaum Wasser. Wir geniessen das Spektakel eine Weile, bevor wir wieder zu unseren Bikes zurückkehren. Am Lac des Brenets, auf der französischen Seite, legen wir eine Pause ein, inzwischen wieder an der Sonne.

Über den Hügel in die nächste Stadt

Wir fahren auf der Strasse aufwärts, zwischendurch erhaschen wir einen Blick auf den See, der malerisch eingebettet liegt zwischen den steilen, bewaldeten Flanken. Durch Les Brenets fahren wir weiter hoch nach Les Malpierres. Dort fällt unser Blick auf Le Locle, eine ebenfalls schachbrettartig angelegte Stadt wie La Chaux-de-Fonds, aber kleiner. Wir fahren hinunter und suchen eine gemütliche Gartenbeiz.

Nach der Stärkung fahren wir durch die Combe Girard, ein idyllisches Tälchen. Die Idylle endet jedoch jäh, als die Waldstrasse steil ansteigt. Wir kämpfen uns hoch, bis wir den Waldrand erreichen. Die Gegend dort kommt mir bekannt vor, es waren die letzten Kilometer auf unserer Winterwanderung auf den Grand Sommartel. Wir müssen allerdings noch weiter hoch fahren bis zur Jean d’Hotaux. Bis eben dachten wir noch, dass wir diesmal sauber bleiben, aber dann kommt diese morastige Strasse, zertreten von den Kühen, die dort kreuz und quer stehen. Als wäre das nicht genug, kommt zuerst ein Viehtransporter aus dem Hof, der die Kühe verscheucht, gefolgt von einem Landrover, der an uns vorbeibrettert. Zum Glück sind wir weit genug weg. Wir fahren weiter über die Wiesen, jetzt ohne Kühe und Landi.

Kurz ins Ausland

Zuerst fahren wir hart der Grenze entlang, bevor wir für kurze Zeit die Schweiz verlassen und französische Luft schnuppern. Letzte Trails durch die Wälder, dann stehen wir oberhalb La Brévine, dem Sibirien der Schweiz. Wir lassen nochmals die Sonne und die Wärme auf uns wirken, den sibirisch kalt ist es aktuell überhaupt nicht. Im frisch renovierten Hôtel de Ville beziehen wir Quartier und geniessen das grosse Zimmer und eine Dusche, denn es gibt ordentlich Dreck abzuspülen.

Vor dem Nachtessen machen wir einen kurzen Rundgang zur Kirche und zur Messstation, wo die tiefste Temperatur der Schweiz gemessen wurde, -41.8 Grad Celsius am 12. Januar 1987. Im ganzen Dorf verteilt gibt es Tafeln, die alle im Zusammenhang mit der Geschichte und der Kälte in La Brévine stehen.

Start: La Chaux-de-Fonds
Ziel: La Brévine
Distanz: 48 Kilometer
Höhenmeter: 1240 Meter
Dauer: 4 ¾ Stunden

Relive ‚NE-Bike 56: La Chaux-de-Fonds – La Brévine‘

Zur grünen Fee

Bei wiederum strahlendem Sonnenschein starten wir zur dritten Etappe ins Val de Travers. Bald fahren wir hoch in den Wald, wo uns Singletrails erwarten. Doch an der interessantesten Stelle liegen die Baumstämme kreuz und quer, sie fielen nicht einem Sturm zum Opfer, sondern einer Kettensäge, und es machte nicht den Anschein, als wollte man die schnell wegräumen. Absicht, um Biker zu schikanieren? Wir hieven und schieben unsere Bikes über und unter den Stämmen durch, dann endlich können wir wieder fahren. Wir verlassen den Wald wieder und fahren über die weite Ebene. Leider sind wir schon am Lac des Taillères vorbei. Ob wohl umgekehrt nicht möglich gewesen wäre bei der Streckenführung, zuerst dem See entlang, dann in den Wald hoch?

Wir fahren weiter westwärts, zuerst über Felder, dann Waldweiden, dann durch den Wald. Auch wenn die Route auf der Strasse verläuft, es ist schön zum Radeln hier, es gibt kaum Verkehr. Wir passieren den Ménhir du Combasson, einem mehr als zwei Meter hohen Monolithen mit einem Loch in der Mitte. Er diente in der Steinzeit kultischen Zwecken. Flott geht es abwärts zum Hôtel Restaurant les Cernets, das ideal gelegen ist für eine Pause. Wir geniessen auf der Terrasse die warme Herbstsonne und den Kaffee.

Zum Glück mit GPS

Wir sausen nun abwärts, müssen dann aber abrupt bremsen, weil wir einen Wegweiser verpasst haben. Ziemlich klein und versteckt weist er nach links. Im Wald führt der Weg zuerst horizontal, dann abwärts. Der Weg da hinunter gleicht aber eher einem Bachbett als einer Waldstrasse. Ich bin froh, als alle, Mensch und Bike, heil unten ankommen. Weiter geht es über die Felder, die mal intensiv bewirtschaftet sind, mal typisch extensiv wie man es im Jura erwartet. Die Beschilderung ist nicht immer über alle Zweifel erhaben. An einem Ort zweigt der Weg links ab, aber kein Schild weist darauf hin. Nur dank dem GPS finde ich sofort den richtigen Weg.

Wir kommen zur Quelle der Areuse, es sieht idyllisch aus. Dreht man allerdings den Kopf nur um 90 Grad, blickt man erst mal auf ein Stauwehr und ein betoniertes Becken. Kaum dem Fels entsprungen, wird der Fluss bereits gezähmt. In Fleurier erinnern wir uns an eine Crêperie, wo wir uns seinerzeit auf der Transjurane II nochmals stärkten vor dem Schlussaufstieg. Das machen wir auch diesmal und suchen die Crêperie. Es gibt sie tatsächlich noch, freudig bestellen wir diese Teiggebäcke.

Ein letzter Aufstieg mit Panne

Frisch gestärkt geht es nochmals aufwärts. Vorher jedoch muss Fabian seinen Reifen pumpen. Auf dem Scheitelpunkt ist die Luft aber wieder draussen. Es hilft nichts, er muss den Schlauch wechseln. So haben wir Zeit, die Aussicht auf Fleurier zu geniessen. Allerdings nur kurz, denn er ist schnell fertig. Weiter geht es, jetzt abwärts. Bisher waren wir sauber geblieben, nicht so dreckverspritzt wie die letzten Tage. Aber natürlich kann das nicht so bleiben, auf der letzten Abfahrt auf einer schlammig-nassen Waldstrasse machen wir uns doch noch so richtig dreckig. Hoffentlich trocknet der Dreck, bis wir in der Unterkunft sind. Wir fahren durch Môtiers, das hauptsächlich aus Absinth-Brennereien zu bestehen scheint. Auf dem Radweg der Areuse entlang erreichen wir Couvet. Unser Ziel ist das Sportzentrum etwas ausserhalb, wo wir nächtigen werden.

Start: La Brévine
Ziel: Couvet
Distanz: 45 Kilometer
Höhenmeter: 735 Meter
Dauer: 3 ¼ Stunden

Relive ‚NE-Bike 56: La Brévine – Couvet‘

Zurück an den See

Die letzte Etappe steht an, sie führt uns zurück an den Neuenburgersee. Doch dazwischen liegt der legendäre Creux-du-Van. Da heisst es nochmals kräftig in die Pedalen zu treten. Zuerst allerdings fahren wir gemütlich der Areuse entlang, dann allerdings steigt die Strasse an. 600 Höhenmeter später sind wir bei La Baronne, einem Alprestaurant, das ziemlich nah am Gipfel von Le Soliat liegt. Le Soliat? Viel berühmter ist natürlich der Creux-du-Van ein paar Meter weiter nördlich. Eigentlich dachten wir, dass hier nur Zubringerdienst ist, aber ständig fahren Autos an uns vorbei. Beim Restaurant la Grand’Vy lohnt sich eine Pause vor der Abfahrt zur Ferme Robert. Dort sehen wir zum ersten Mal etwas vom gewaltigen Felskessel.

Über der Areuseschlucht

Weiter geht die Fahrt abwärts bis zur Areuse und dem Restaurant La Truite, der Forelle. Natürlich fahren wir jetzt nicht direkt in der Gorge de l’Areuse, sondern auf der Strasse parallel dazu. Die Sonne lässt die Blätter an den Bäumen golden scheinen, wir rollen gemütlich abwärts. Oberhalb Cortaillod verlassen wir den Wald und erblicken erstmals wieder den Neuenburgersee. Ein letzter Singletrail, dann durch die Quartiere, schon sind wir wieder am See, an welchem wir nun entlangradeln. Unsere Reise endet nun dort, wo sie begonnen hat: Am Bahnhof von Neuchâtel. Hier kommt das Nervenaufreibendste der ganzen Reise: Die Reservationen für die Mountainbikes lösen…

 

Start: Couvet
Ziel: Neuchâtel
Distanz: 53 Kilometer
Höhenmeter: 900 Meter
Dauer: 4 Stunden

Relive ‚NE-Bike 56: Couvet – Neuchâtel‘

Info

Die Neuchâtel Bike ist die perfekte Möglichkeiten, die wunderbare Landschaft dieses Kantons kennenzulernen. Technisch ist sie einfach, es braucht lediglich stramme Waden. Die Länge der Etappen ist gleichmässig verteilt. Ein GPS oder Handy am Lenker ist sehr hilfreich, da manchmal ausgerechnet an den entscheidenden Stellen die Wegweiser fehlen.

Start und Ziel: Neuchâtel
Strecke: Chaumont – La Vue des Alpes – La Chaux-de-Fonds – Lac des Brenets – Le Locle – La Brévine – Les Verrières – Couvet – Creux-du-Van – Gorge de l’Areuse – Cortaillod – Neuchâtel
Gesamtlänge: 189 Kilometer
Gesamthöhenmeter: 4000 Meter
Reine Fahrzeit: 16 Stunden
Kondition: schwer
Technik: leicht
Höhepunkte: Landschaft des Neuenburger Juras, Singletrails
Karte zur Tour: Schweiz Mobil

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