Für den 26. August stand die folgende Tour auf dem Programm des SAC Homberg: „20 Jahre Christophs Tröimli“. Alte Hasen in unserem Club wussten natürlich, worum es sich da handelte. Klar, dass meine Familie dabei sein musste. Und wer abwechslungsreiche, nicht schwierige Kletterei in alpiner und einsamer Umgebung liebt, wird mit dieser Route bestens bedient.

Unsere Route "Christophs Tröimli"
Unsere Route „Christophs Tröimli“

„Christophs Tröimli“ und die Geschichte dazu

Vor 21 Jahren hatte der damalige JO-Chef (der Leiter der Jugendorganisation) die Absicht, sein Amt zugunsten des Präsidiums des SAC Homberg abzugeben. Das Leiterteam (also die Frau, sie war die designierte Nachfolgerin, und ich) sowie einige engagierte JOler überlegten sich, welches Geschenk sie ihm machen könnten. Es musste etwas Aussergewöhnliches sein. Ich kam dann auf die Idee, ihm eine Kletterroute einzurichten: Alpin, nicht zu schwer, nicht zu einfach, abwechslungsreich. Wir machten uns also auf die Suche nach einem geeigneten Kletterspot. Da wir uns zu jener Zeit oft im Gebiet Steingletscher am Sustenpass aufhielten, machten wir uns dort auf die Suche und wurden auch bald fündig in der Nähe des Pfriendlers.

Bohren ist ein Krampf

Die folgenden Wochenenden verbrachten wir dort oben. Wir organisierten Bohrhaken und eine Akku-Schlagbohrmaschine. Aber eben keinen Bohrhammer. So machten wir uns mit der Bohrmaschine und zwei Akkus auf zum Fels, setzten den Bohrer an und bohrten. Und bohrten. Und bohrten. Nach langer Zeit hatten wir das erste Loch, der erste Haken wurde gesetzt. Beim zweiten Loch war der Akku bei der Hälfte leer, zum Glück hatten wir noch einen zweiten. Es reichte allerdings nur noch für ein weiteres Loch. So konnten wir an diesem Wochenende gerade mal drei Haken setzen.

Für das folgende Wochenende mietete ich beim ehemaligen Bergsportgeschäft Eiselin in Luzern einen Hilti-Bohrhammer. Ich fuhr mit einem Kollegen zum Steingletscher. Wir umgingen die erste Seillänge und richteten zuerst den Stand ein. Erstes Loch, zweites Loch. Der Bohrer ging rein wie Butter. Keine fünf Minuten später hatten wir den Stand eingerichtet! Der Kollege seilte mich ab, ich bohrte und schraubte die komplette Seillänge ein. Innert kürzester Zeit hatten wir die erste Seillänge erfolgreich eingebohrt. Natürlich liessen wir es uns nicht nehmen, die Route auch gleich zu klettern. Knifflig, abwechslungsreich, sportlich. Perfekt!

Es geht vorwärts dank Hilti

Wiederum eine Woche später fuhren wir zu sechst an den Susten, um den Rest der Route einzurichten. Die erste Seilschaft markierte die Stellen, wo die Bohrhaken zu setzen sind, die zweite bohrte die Löcher und die letze setzte die Haken. So konnten wir die Route an einem Wochenende fertigstellen, Bohrhammer sei Dank.

An der Generalversammlung im Januar 1997 überreichten wir dem verdutzten abtretenden JO-Chef das Routenbuch, die Überraschung war gelungen. Im gleichen Jahr war die Einweihung, auf dem Programm stand ganz unverfänglich „Klettertour Steingletscher“ mit mir als Tourenleiter. Die Tour war ein voller Erfolg, der Präsident hatte Riesenfreude an seiner Route. Und der Aufmarsch war überwältigend: 19 Personen waren damals dabei! Das weiss ich allerdings auch nur noch dank dem Routenbuch, welches leider etwas unter Schimmel leidet.

Die Einweihungstour am 13. Juli 1997
Die Einweihungstour am 13. Juli 1997

Und da habe ich sogar noch den Original-Tourenbericht eines gewissen Dominik in unserer damaligen JO-Ziitig gefunden:

Tourenbericht zur Einweihungstour
Tourenbericht zur Einweihungstour

Ein Jubiläum muss gefeiert sein

Das alles ist nun 20 Jahre her. Der aktuelle JO-Chef fand, dass das mit einer Wiederholung der Route gefeiert werden muss. Recht hat er! Ehrengast war natürlich der damalige Protagonist und Namensgeber der Route Christoph. Leider musste er im letzten Moment wegen zuviel Arbeit absagen. Sehr schade! Letztendlich sind wir noch sieben Personen, die an den Susten fahren, für mich eine leise Enttäuschung, die Tour hätte mehr Resonanz verdient gehabt. Wir steigen jedenfalls hoch Richtung Einstieg, queren Bäche und Heidelbeerwälder.

Leider muss Fabian umkehren, weil er immer noch starke Schmerzen hat im Fuss, die von einem Sturz in der Tourenwoche herrühren. Die Mutter kommt noch zu uns hoch, kehrt dann aber mit ihm um, so dass wir nur noch zu fünft sind. Silvan und ich bilden eine Seilschaft, die anderen drei die zweite. Sie klettern die erste Seillänge, ich muss diese wegen meiner Schulter auslassen. Aber es ist toll, dem Tourenleiter zuzuschauen, wie er die feine Platte hochtänzelt. Da ist uns ein wahres Schmuckstück gelungen mit dieser Seillänge.

Direkteinstieg im Plaisirteil

Silvan und ich machen uns auf zum Plaisirteil, den ich eher als Kraxelei denn als richtige Kletterei in Erinnerung habe. Doch schon die erste Seillänge macht mir Eindruck, nichts von Kraxelei, sondern eine ausgewachsenes Klettern ist das. So ist das, wenn man nur noch selten klettert und nicht mehr fast jeden Tag wie damals, als wir die Route einrichteten. Geht es links, rechts oder geradeaus weiter? Die Orientierung ist in diesem gestuften und verwinkelten Gelände nicht einfach. Da ist Kletterinstinkt und Orientierungssinn gefragt.

Die spärlich gesetzten Bohrhaken geben einem dann wieder die Gewissheit, dass man auf dem richtigen Weg ist. Auch die zweite Seillänge ist viel mehr als nur kraxeln. Komisch, ich hatte in Erinnerung, dass man zwischendurch mal ein bisschen klettert, meistens aber nur zwischen den Felsen hochschleicht. Tja, so können Erinnerungen täuschen. Silvan kommt flott hintennach. Von der Schwierigkeit her könnte er locker vorsteigen, aber da die Orientierung nicht einfach ist, mache ich alles voraus. Nach der dritten Seillänge kommen wir zum Routenbuch. Spannend zu sehen, wer alles schon da war. Nun, viele waren es nicht, aber immerhin auch schon Bergführer und JO-Gruppen. Vielleicht wird die Tour mit diesem Post bekannter.

Der Gipfel muss verdient sein

Noch eine Seillänge, die es nochmals in sich hat. Man könnte locker rechts rum einen einfachen Riss hoch, aber die Haken sind links gesetzt. Ziemlich knifflig, die Stelle hoch hier, jedenfalls in den Bergschuhen, wohl so eine 4c. Man muss sich jedenfalls nochmals kräftig festhalten. Den letzten Stand lasse ich aus und erreiche grasiges Gelände. Schwierig, hier zu sichern, aber ich finde doch noch einen Felszacken, um einen Stand einzurichten. Silvan und ich steigen nun am kurzen Seil über gestuftes Gelände hoch.

Die andere Seilschaft kommt auch bald nach, gemeinsam erreichen wir den „Gipfel“, eine Erhebung im langen Grat des Pfriendlers. Dort können wir uns schön ausbreiten und die Klettersachen bis auf den Helm zusammenpacken. Nördlich von uns erhebt sich die graue Wand des Titlis mit der Bergstation oben drauf. Eine etwas irritierende Ansicht, wenn man sich die vergletscherte Nordseite gewohnt ist. Ebenso irritierend ist der Blick gen Süden: Da wälzt sich der Steingletscher hinunter vom Sustenhorn her. Oder besser das, was noch übrig ist davon. Vom Steinsee her hat er sich geschätzte 500 Meter zurückgezogen. 1994 im Leiterkurs kletterten wir noch eine 10 Meter hohe Route im senkrechten Eis – direkt am See.

Am Klettergarten vorbei

Es wird Zeit für den Abstieg. Wir folgen kurz dem Grat Richtung Westen und steigen dann eine steile Grasrinne hinunter. Es liegt aber auch viel Geröll herum, wir behalten die Helme jedenfalls auf und gehen dicht hintereinander. Zum Glück ist das Gras trocken, sonst wäre es noch heikler. Vom Einstieg her nehmen wir nun einen anderen Weg und queren direkt zum Klettergarten „Eden“ hinüber, wo wir übrigens auch mal klettern sollten. Das sieht ja hammermässig aus! Vom Klettergarten her führt ein Weg direkt zu jenem vom Pfriendler her. Somit hat unsere Route nun auch einen relativ bequemen Zustieg bekommen, was weiteren Besuchen nur förderlich sein sollte. Bei den Fahrzeugen treffen wir auf die beiden anderen. Etwas Positives hatte der Ausfall von Fabian dennoch: Wir haben jetzt Heidelbeeren für ein feines Dessert am nächsten Tag!

Info

Wer einsame, alpine Klettertouren liebt und trotzdem nicht einen stundenlangen Zustieg in Kauf nehmen will, ist mit dieser Route sehr gut bedient. Allerdings ist auch immer der Lärm der Autos und vor allem Töffs zu hören, was man aber bei dem Ambiente ausblendet. Von der Sustenpassstrasse her ist sie in einer Stunde erreichbar. Die erste Seillänge ist eine knackige 6a, kann aber problemlos umgangen werden. Der Rest der Route liegt im Bereich von 4a bis 4c und ist ziemlich alpin. Dazu gehört auch ein Abstieg, der nochmals die volle Konzentration verlangt.

Übersicht
Übersicht
Ausgangspunkt: Parkplatz nach dem Tunnel mit dem Wasserfall des Wysse Bach (siehe Karte)
Zustieg: 1 Stunde, ca. 150 Meter westlich des Klettergarten „Eden“
Schwierigkeit: Erste Seillänge 6a, weitere vier Seillängen zwischen 4a und 4c
Ausrüstung: 1 50-Meter-Seil, 10 Expresse, Klemmkeilset und ev. Friends, gute Schuhe für den Abstieg
Absicherung: Erste Seillänge sehr gut, Rest gut (viele Möglichkeiten, um selber Sicherungen anzubringen)
Abstieg: Vom Gipfel her ein kurzes Stück nach Westen, dann eine steile Grasrinne hinunter.

 

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