Die Tour d’Aï ist nicht nur ein Gipfelziel, sondern lädt die ambitionierten Kletterer ein, sich in den senkrechten, grandiosen Felsen auszutoben. Leider liegen die Routen im Moment oberhalb meiner psychischen und technischen Fähigkeiten, aber wir fanden trotzdem noch ein paar moderatere Längen zum Klettern.
Von La Berneuse mussten wir zuerst wieder absteigen zum Lac d’Aï. Da heute Samstag war, war auch auf der Downhillpiste etwas los, so dass die Jungs ständig etwas zu schauen und kommentieren hatten. Wie wir schon ein paar Tage vorher festgestellt hatten, gab es ganz rechts ein paar Routen, die uns auf uns zugeschnitten schienen. Der Fels schien bombenfest und griffig zu sein, mich juckte es in den Fingern. Ich war entsprechend der erste, der parat war. In der Tat löste die erste Route bereits Hochgefühle aus, obwohl sie etwas schwieriger war, als ich sie von unten beurteilt hätte. Der Schein wurde zur Gewissheit: Die Klettereien sind ein Genuss hier. Nur in den einfachsten Routen trifft man auf etwas abgespeckte Griffe und Tritte. Frau und Junior 1 bestätigten meinen Eindruck. Die Frau wiederholte die gleiche Route, Junior 1 machte eine etwas einfachere. Trotzdem, auch bei der musste man die Hände zum Hosensack herausnehmen. Als eine ganze Gruppe Anfänger anmarschierte, verschoben wir uns in den nächsten Sektor. Junior 1 versuchte eine Route, gab dann aber auf. Ich beendete sie noch, ich hatte aber den Vorteil, dass ich einfach hochlangen konnte, während er klettern musste. Tja, die einen sind gross, die anderen können klettern. Die nächste (und bereits letzte) Route enthielt einen kleinen Überhang, so dass wir auch das wieder mal geübt hatten. Aber der erste Eindruck bestätigte sich auch bei der letzten Route: Abnormal griffig und fest, der Fels. Ganz ungewohnt für einen Jura-Kletterer. Beim Rückmarsch schaute ich mir nochmals die mächtigen Felswände an. Und geriet ins Träumen. Eines Tages…
Tatsächlich kehrten wir eine Woche später wieder zurück, aber wieder an den gleichen Ort, nicht an die grossen Wände. Diesmal waren wir ganz alleine. Kein Wunder, bei den Temperaturen. Die Kinder waren voller Eifer und kletterten gleich los. Der eine kehrte bald um, weil er so kalte Finger hatte, der andere biss durch bis zur Umlenkung, hatte aber auch kalte Finger. Zum Glück wurde das Wetter immer besser, der Wind wurde weniger, so dass es doch noch angenehm wurde. Da gab es kein Halten mehr, Route um Route wurde geklettert. Leider war das (vorerst) unser letztes Abenteuer in Leysin.
Info
Charakter: Steile, griffige Kletterei in bombenfestem Hochgebirgskalk, von einfacheren Einseillängenrouten bis zu schweren Mehrseillängenrouten.
Zugang: Mit der Seilbahn nach Berneuse, dort Abstieg zum Lac d’AÏ für die einfacheren Routen. Diese befinden sich links des Einstieges zur Bergtour auf die Tour d’Aï.
Kindertauglichkeit: Das Gelände ist übersichtlich und nicht steil. Zum Klettern gibt es auch die eine oder andere Route.
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