Bosco Gurin ist das höchstgelegene Dorf im Kanton Tessin und das einzige, wo deutsch gesprochen wird. Es wurde von Walser Siedlern ab 1244 besiedelt und 1253 erstmals urkundlich erwähnt. Die Walser sind eine alemannische Volksgruppe in den Alpen, die vom heutigen Kanton Wallis aus den Alpenraum vorwiegend östlich davon besiedelten . Die Kolonialisierungen wurden von den jeweiligen Grundeigentümern gefördert, die Walser erhielten die sogenannten Walserrechte, die sie von gewissen Pflichten entbanden und ihnen Rechte einräumte.
(Quellen: de.wikipedia.org/wiki/Walser, de.wikipedia.org/wiki/Bosco/Gurin, bosco-gurin.ch/de/gemeinde).
Ursprünglich wollten die Guriner Walser, vom Formozzatal her kommend, weiter ziehen ins Maggiatal, wurden aber von einem heftigen Wintereinbruch überrascht und sassen dort fest. Das Formozzatal war auch ein Walsertal, wo deutsch gesprochen wurde, Mussolini verbot aber den Gebrauch des Deutschen. So zumindest erzählte es uns die Frau vom Walsermuseum. In diesem Museum erfährt man viel Interessantes über die Walserkultur. Im Walsergarten, gepflegt von ProSpecieRara, wachsen verschiedene alte Sorten von Gemüse, Kartoffeln und Getreide. Die Walser waren Spezialisten im Pflanzenbau auf diesen Höhen (Bosco Gurin liegt auf 1500 müM.).
Im Haus drinnen werden Einrichtungen und Gegenstände gezeigt, wie sie im Laufe der Jahrhunderte verwendet wurden. Da ist die Küche, der einzige beheizte Raum, die Stube, das Schlafzimmer. Wer Bosco Gurin besucht, sollte das Museum jedenfalls auch besuchen.
Das Dorf ist noch sehr ursprünglich, kein moderner Bau verschandelt das Bild. Autos können nur aussen rum fahren, zwischen den Gassen gibt es nur Fusswege. Ein Dorf für die Bewohner, nicht für die Autos wie fast überall sonst. Allerdings wussten wir nicht immer, ob wir noch auf einem offiziellen Weg waren oder ob wir jemandem durch den Garten trampeln. Reklamiert hat jedenfalls nie jemand. Selbst der Coop ist in einem Walserhaus untergebracht, entsprechend klein ist er, man kann aber alles Nötige kaufen. Nebst dem Coop gibt es noch eine Bäckerei, die mit feinen Naschereien zu überzeugen weiss.
Markant sind die Ställe vor dem Dorf, wo unten die Tiere einquartiert waren und oben das Heu lagerte. Dort, wo heute Wiesen sind vor den Ställen, wurde bis in die Fünfziger Jahre Getreide und Kartoffeln angebaut, jeder Flecken Land wurde genutzt. Unter Felsen wurden Keller angelegt, wo die Waren relativ kühl blieben, aber gleichzeitig vor Frost geschützt waren. Und wie es typisch ist für die Walser und Walliser, stehen die Spycher auf Steinplatten, die Nager abhalten sollen.
Waren die Leute noch so arm und mussten ums Überleben kämpfen, eine prunkvolle Kirche musste sein, so auch in Bosco Gurin. Für eine Uhr hat es aber scheinbar doch nicht mehr gereicht, oder dann ist (oder war) die Zeit einfach nicht wichtig, denn auf dem Kirchturm sind zwar Zifferblätter aufgemalt, Zeiger gibt es aber nicht, man orientierte sich anhand des Stundenschlages.
Bosco Gurin ist ein sehenswertes Dorf und auf jeden Fall einen Besuch wert. Es gibt im Ort nur wenige Unterkünfte, zum einen das Hotel Walser (wo fast niemand deutsch spricht) mit einer Gruppenunterkunft für Preisbewusste, das B&B „Casa Moni“ und das Rifugio Grossalp, das allerdings auf der Grossalp liegt und nicht im Dorf.
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