Diese Wanderung gibt uns einen eindrücklichen Einblick in das Bergsturzgebiet am Rossberg. Gleich zwei Gipfel können wir besteigen, den Gnipen und den Wildspitz, allerdings glänzen beide nicht mit Höhe, dafür umso mehr mit Aussicht, stehen sie doch an der Grenze zum Flachland.

Im Bergsturzgebiet von Goldau
Die Gegend um Schwyz

Es ist 1. August, Feiertag, meine Familie in der Bergsteigerwoche in der Kröntenhütte. Zeit, wieder mal etwas ganz alleine zu unternehmen. Da das Wandern in letzter Zeit zu kurz gekommen ist, suche ich mir ein Ziel aus, das mit dem ÖV in vernünftiger Zeit erreichbar ist und entscheide mich für eine Wanderung von Goldau über die beiden Berge auf den Zugerberg. Das muss mit dem Zug verdient sein, zuerst fahre ich nordwärts, nur um dann zwei Täler weiter wieder nach Süden zu fahren. Aber das ist offenbar die schnellste Verbindung. Egal, ich habe Zeit und geniesse die Fahrt. In Goldau suche ich zuerst mal den Ausgang aus dem Ort. Endlich treffe ich auf die Schilder, denen ich folgen will, sie sind mit der Nummer 63 nummeriert.

Spuren des Bergsturzes

Schon kurz nach den letzten Häusern sind erste Spuren des Bergsturzes zu erkennen, grosse Nagelfluhbrocken liegen auf einer Weide verstreut herum, inzwischen natürlich bewachsen mit Moos, Farn und anderen Pflanzen. Ich tauche bald in den Wald ein, was im Sommer ganz angenehm ist. Dann und wann gibt es eine Lücke im Gehölz, so dass ich einen Blick auf Rigi und Zugersee werfen kann. Steil geht es bergan, aber so komme ich vorwärts. Eigentlich ist der Weg kaum zu verfehlen, trotzdem verpasse ich einmal eine Abzweigung, dafür eröffnet sich mir die Aussicht auf die andere Seite Richtung Lauerzersee und Schwyz.

Einblick in einen Bergsturz

Auf dem Ochsenboden kann man die Abbruchkante des Bergsturzes deutlich erkennen. Bis jetzt war ich wirklich alleine unterwegs, keiner Menschenseele bin ich begegnet. Ab hier treffe ich immer häufiger auf andere Wanderer, auf dem Gnipen kommen sie gleich im Dutzend entgegen. Ich geniesse die fantastische Aussicht von hier, zumindest so weit, wie es der Dunst zulässt, der Jura ist nur noch schwach auszumachen. Ich blicke auf fünf Seen: Den Lauerzersee, Zugersee, Sempachersee (allerdings nur mit dem Feldstecher sichtbar), den Zürichsee und den Ägerisee.

Richtung Goldau sehe ich nun das Bergsturzgebiet noch besser. Riesige Felsbrocken liegen hier immer noch herum. Die Katastrophe ereignete sich am 2. September 1806 nach tagelangem Regen, das Wasser drang zwischen die Felsschichten ein. 40 Millionen m³ Fels donnerten zu Tal, brandeten an der gegenüberliegenden Rigi 100 Meter empor und füllten 1/7 des Lauerzersee auf. 457 Menschen kamen ums Leben, 102 Wohnhäuser wurden zerstört.

Auf dem höchsten Zuger Berg

Ich wandere weiter Richtung Wildspitz, es hat immer mehr Leute, auch Biker sind unterwegs. Vom Restaurant her ertönt Jodel und Alphorn, ich beschliesse, vorher eine Pause einzulegen. Soll ich einkehren oder nicht? Es hat mir zu viele Leute, ich besteige kurz den Gipfel neben dem Restaurant. Der Wildspitz ist der höchste Punkt des Kantons Zug und leicht erreichbar, daher auch die Massen. Ich blicke auf den Weg, den wir vor ein zwei Wochen mit den Mountainbikes gemacht haben: Die Haggenegg, Schwyz, Gätterlipass an der Rigi.

Steiler Abstieg

Nach dem höchsten Zuger Berg steige ich nun durch das Waldnaturschutzgebiet ab zum Zugerberg. Mit der Markierung sind sie sich nicht so einig, mal ist der Weg als weiss-rot-weisser Bergwanderweg markiert, mal als normaler gelber Wanderweg. Ich würde ihn eher als Bergwanderweg einstufen. Steil geht es abwärts bis zur Alpwirtschaft Zuger Alpli. Ich suche dort einen freien Schattenplatz, aber scheinbar ist tout Zoug am Wandern. So wandere ich weiter, über Wiesen und durch Wälder. Zwischendurch geniesse ich die Aussicht, jetzt von niederer Warte.

Flachwandern auf dem Zugerberg

Mal Feld, mal Wald geht es auf und ab. Der Zugerberg ist ein Moorgebiet, wo früher Torf gestochen wurde. Der Bach, an dem ich vorbeikomme, trägt denn auch diese braune, moorige Farbe. Bald erreiche ich die Bergstation der Zugerbergbahn, die gleich fährt. Endlich wieder mal sitzen, die Beine entlasten nach 20 Kilometern fast pausenlosem Gehen. Alles passt zusammen, unten kommt schon bald der Bus, der mich zum Bahnhof fährt, wo auch schon demnächst der Zug fährt. Ach, war das wieder ein wundervoller Tag, wo ich tun und lassen konnte, was ich wollte.

Info

Die Wanderung von Goldau auf den Zugerberg über die beiden Berge ist technisch einfach, aber anstrengend. Die Mühen lohnen sich aber für die Aussicht, die man immer wieder geniesst. Interessant ist auch das Bergsturzgebiet. Ideal wäre die Wanderung wohl Ende Mai/anfangs Juni, wenn noch keine Kühe auf den Alpen sind und die Blumen blühen (siehe dazu: Frauenschuhe gucken).

Start: Goldau
Ziel: Zugerberg
Strecke: Goldau – Gnipen – Wildspitz – Zugerberg
Distanz: 17 Kilometer
Höhenmeter: 1270 Meter
Dauer: 4 -5 Stunden
Schwierigkeit: T2 von Ochsenboden bis Alpwirtschaft Zuger Alpli, sonst T1
GPS-Track: Goldau – Gnipen – Wildspitz – Zugerberg
Höhepunkte: Aussicht, Einblick in das Felssturzgebiet
Alternative: Man kann der Route 63 weiter folgen vom Wildspitz nach Sattel, was die Tour massiv verkürzt.

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