Luzern hat viele Museen, das bekannteste ist natürlich das Verkehrshaus. Wir suchten ein etwas kleineres, aber nicht weniger spannendes Museum auf, das Naturmuseum, das direkt an der Reuss liegt. Bekannt ist es für seine Insektensammlung von Walter Linsmeier.
Drei Jahre war ich fast täglich in Luzern. Studium. Seither aber kaum mehr. Ein Grund, wieder mal hin zu fahren. Das Wetter war auch so, dass man nichts Grösseres draussen machen konnte. Wir fahren also mit dem Postauto und dem Zug nach Luzern, nach über 1½ Stunden kommen wir in der Leuchtenstadt an. Mir fiel sofort auf, dass sich etwas geändert hatte. Nein, nicht nur die Smombies auf Pokemon-Jagd, auch sonst: Diese Touristen! Luzern war ja schon immer touristisch, aber mir scheint, dass es in den über 15 Jahren noch viel mehr davon hat, auf jeden Fall Chinesen (oder was ich dafür halte). Kapellbrücke, Wasserturm, da wird geknipst, Brücke, Turm, Selfies, mit Selfiestick, ohne. Lustig, dieses treiben (ihr merkt, ich war schon lange nicht mehr in einer Stadt). Nun denn, unser Ziel ist ja das Naturmuseum am Kasernenplatz, das wir auch bald erreichen.
Im Naturmuseum
Im Moment ist gerade die Sonderausstellung „Das Reh – durch Anpassung zum Erfolg“ zu besichtigen (noch bis am 30. Oktober 2016). Einst fast ausgerottet, ist es heute eines der häufigsten Tiere, denen man in der Natur begegnet.
Die Frühgeschichte
Die Dauerausstellung beginnt sehr früh, zeitgeschichtlich betrachtet, nämlich mit der Entstehung des Universums. Eine Mineraliensammlung zeigt die Vielfalt der farbigen Steine, Versteinerungen von Tieren und Pflanzen dokumentieren die Artenvielfalt vor Dutzenden und Hunderten Millionen Jahren. Und wer kennt noch die Erdzeitalter? Eine Schautafel ordnet nochmals alles, damit man wieder den Überblick hat. Beeindruckend, wie wenig Platz der Mensch auf der Zeitachse einnimmt. Und wie viel Schaden er in dieser winzigen Zeit angerichtet hat (und immer noch anrichtet). Ein Film von 23 Minuten Dauer führt das noch anschaulicher vor Augen. Auf einem Monitor neben der Leinwand läuft ein Fortschrittsbalken, der das Geschehen im Film erdgeschichtlich einordnet.
Amüsant ist auch die Geschichte des „Riesen von Reiden“: 1577 fand man dort Knochen, die man einem 5.6 Meter grossen Riesen zuordnete. Später wurden sie als Mammutknochen identifiziert.
Biologie und Ökologie
Natürlich lernt man auch etwas über die aktuellen Tiere. Nach Klassen geordnet können wir Säugetiere, Vögel, Insekten, Amphibien und Reptilien bestaunen. In einem Terrarium schauen wir den süssen Zwergmäusen zu, wie sie behende im Gras herumklettern. Im botanischen Teil der Ausstellung können wir uns in der Baumerkennung üben. Gar nicht einfach, wenn man nur den Stamm sieht. Zum Glück kann man jeweils auf der Rückseite nachlesen, um welchen Baum es sich handelt.
Auch bei den Lebensräumen gibt es eine Systematik, für jeden gibt es auch typische Tierarten. Diese werden ebenfalls mit schönen Dioramen vorgestellt.
Krabbeltiere sonder Zahl
Der oberste Stock ist nur für Leute, die nicht eine generelle Abneigung gegen sechsfüssige Tiere hat. Den dort finden wir Insekten in unglaublichen Farben und Formen. Und was man zu sehen bekommt, ist nur ein kleiner Teil der enormen Sammlung von Walter Linsmeier. Auf der Museumswebsite tönt das dann so:
Die Insekten-Sammlung des Natur-Museum Luzern ist vor allem für seine Lepidopteren-Sammlung, Schwerpunkt Macrolepidoptera (Tag- und Nachtfalter), und seine Coleoptera-Sammlung (Käfer) bekannt. In der Sammlung finden sich auch viele einheimische Belege aus anderen Ordnungen (vor allem Diptera, Hymenoptera, Heteroptera, Trichoptera).
Wieder raus
Nach diesem interessanten und lehrreichen Museumsbesuch gehen wir wieder nach draussen und schlendern durch die Altstadt. An der Reuss lassen wir uns nieder und essen etwas. Das merken die Tauben und Spatzen auch, sofort sind wir von ihnen umringt. Die frechsten sind so dreist, dass sie sogar das Brot aus den Händen reissen!
Es stimmt übrigens nicht, dass es in Luzern immer regnet. Inzwischen war es nämlich trocken geworden…