So tönt es wohl in den wenigsten Familien. Ich selber hasste sie jeweils, diese Sonntagsspaziergänge. Laaaangweilig, immer das Gleiche. Auch bei unseren Kindern ist das nicht anders. „Wir gehen in den Wald. Kommt ihr mit?“ Die Antwort ist in letzter Zeit immer die gleiche: „Nein“. Das muss nicht sein.
Ein normaler Sonntag, man hat Lust, etwas zu machen, aber nichts Grosses. Also ab in den Wald hinter dem Haus. Für die Kinder ist das schon länger nicht mehr spannend. Aber nachts in den Wald? Jipiiie! Da sind sie sofort Feuer und Flamme. Was haben wir nicht schon entdeckt auf den nächtlichen Streifzügen: Fledermäuse, Rehe und sogar Waldohreulen mit Jungen! Oder wie wäre es mit einem Sonnenaufgang auf einem Berg?
Sonnenaufgang auf dem Hausberg
Genau das haben wir kürzlich gemacht. Für eine normale Wanderung auf unseren Hausberg, den Homberg, wären die Kinder nicht zu haben gewesen. Aber früh aufstehen und durch die Nacht wandern? Cool! So starteten wir kurz vor sechs Uhr und wanderten durch das verschlafene Dorf, unbehelligt vom täglichen Verkehrswahnsinn. Am Homberg auf halber Höhe legten wir eine Pause ein und blickten auf das nächtliche Oberwynental. Die Fantasie der Kinder blühte, sie sahen in den Lichterreihen der Strassenlampen eine Flugpiste und anderes mehr.
Wir erreichten den Turm noch in der Dunkelheit, konnten aber die Dämmerung bereits erahnen. So konnten wir wunderbar dem Erwachen des Tages zuschauen. Stillstehen ist aber nichts für Kinder, sie rannten den Turm runter und wieder hoch. Es wurde immer heller, die höchsten Gipfel wurden zuerst in sanftes rosafarbenes Licht getaucht. Wir verweilten, bis die Sonne am Horizont erstrahlte. Die Kinder konzentrierten sich inzwischen mehr auf die Spielgeräte vor Ort.
Aufwärmen im Berggasthaus
Nach diesem Erlebnis mussten wir uns wieder aufwärmen. Wie gut, dass es hier oben ein Berghaus gibt. Wir waren die ersten Gäste, weitere kamen, alles alte Männer, die uns jeweils schräg anschauten. Wie sich beim Gehen herausstellte, hatten wir ihnen offenbar den Platz weggenommen. So was aber auch! Auf dem Rückweg schien die Sonne hell und klar vom blauen Himmel und es war angenehm warm, die Kinder waren jetzt endgültig aufgewacht und rannten umher. Wir stiegen auf einem anderen Weg wieder ab nach Reinach, das inzwischen erwacht war. Kaum zu Hause, verschwand die Sonne hinter dicken Wolken. Tag perfekt ausgenutzt, die Kinder bewegt ohne Murren!
Und wenn man keinen Hausberg hat?
Natürlich kann nicht jedermann vor der Haustüre starten und einen Berg oder anderen erhöhten Aussichtspunkt besteigen. Es muss ja auch nicht unbedingt ein Hügel sein, ein schönes Plätzchen, von wo aus man den Sonnenaufgang bewundern kann, reicht auch. Entscheidend ist das Erlebnis der Dunkelheit und das Erwachen des Tages. Im Winter muss man dazu nicht so früh aus den Federn, im Sommer ist es dafür warm. Also, wär doch was für das nächste Wochenende, oder?