Viel zu lange haben wir nichts mehr unternommen. Zeit, das zu ändern, wenn auch nur etwas Kleines: Eine kurze Wanderung von vier Kilometern, für die wir allerdings zweieinhalb Stunden brauchten. Warum, das erzähle ich jetzt.
Als wir an der Station „Mauensee Schloss“ aussteigen, ist es noch dunkel. Im Licht der Strassenlampe bereiten wir uns vor: Ich bereite die Kameras vor, die Frau das Fernrohr. Somit ist wohl schon klar, warum wir so lange brauchten. Hier hin gelockt hat uns die Meldung, dass auf dem Mauensee Zwergsäger zu finden sind. Wir steigen zum See ab, direkt auf das Schloss zu. Dieses kann man allerdings nicht besichtigen, die Insel nicht betreten, ein massives Tor mit Abwehrstacheln rundum lassen erst gar nicht den Wunsch aufkommen, diese aufzusuchen. Die Dohlen sind schon wach, man hört sie zu Dutzenden. Allmählich schälen sich die Umrisse der anderen, kleinen Inseln heraus. Auf den Bäumen der einen Insel sitzen acht Silberreiher, die sich klar abheben vom Dunkel. Derweil fliegen die Dohlen kreischend umher, es ist ein Spektakel.
Fehlender Durchblick
Es ist heller geworden, wir setzen unsere Wanderung um den See fort. Leider ist dieser nur schwer einsehbar, was aber wiederum gut ist für die Vögel, die dadurch weniger gestört werden. Ein Kompromiss wäre, ab und zu Fenster aus den dichten Hecken zu schneiden. Nun den, die Bedingungen sind wie sie sind. Die Wintergäste sind da, Tafelenten, Reiherenten und Löffelenten.
Zwischendrin gibt es aber schon Plätze, wo man eine gute Sicht auf den See hat. Aber da waren dann kaum Enten zu sehen. Weiter geht es, an Teichen vorbei, durch den Wald. Über uns zirpt es, Schwanzmeisen ziehen durchs Geäst. Kurz setzt sich ein Eisvogel vor mir auf einen Ast, ich komme aber gar nicht dazu, die Kamera zu heben, da ist er auch schon wieder weg. Aber wo sind nun diese Zwergsäger? Noch haben wir sie nicht entdeckt. Auch der Nebel wird immer dichter.
Sind sie hier?
Bei einem Wegweiser könnten wir nun Richtung Sursee weitergehen, aber noch haben wir die Zwergsäger nicht gefunden, auch deshalb gehen wir weiter. Ich höre den Ruf der Erlenzeisige, und tatsächlich, da vorne, in dieser Erle, turnen sie zu Dutzenden herum und klauben die Samen aus den Erlenzapfen.
Wir erreichen den nächsten Wegweiser nach St. Erhard, oder „Teret“, wie die Luzerner den Ort nennen. Aber noch immer haben sich die Zwergsäger nicht gezeigt. Wir gehen also weiter. Ein Buntspecht hackt auf einem Ast, auf dem See tummeln sich Stockenten, Reiherenten und Löffelenten, aber keine Zwergsäger. Am Rand des Schilfs steht ein Graureiher. Und auf dem See schwimmt ein… Zwergsäger! Endlich haben wir ihn gefunden! Gemeldet wurden vier, aber immerhin haben wir nun einen gesehen. Wir beobachten ihn eine Weile, plötzlich ist er wie vom See verschluckt. Keine Spur mehr. Aber es ist auch schwierig, den Überblick durch die Sträucher zu behalten. Der Graureiher steht immer noch da. Da sticht er mit dem Schnabel ins Wasser und fängt einen grossen Fisch! Das ist ein reichhaltiges Frühstück.
Unser Ziel haben wir erreicht, nun können wir nach St. Erhard und auf den Zug nach Sursee. Dort suchen wir das nächste Café auf, wo wir uns aufwärmen und etwas gönnen.
Wer’s länger mag
Natürlich kann man auch weiter wandern als nur die kurze Strecke. Vor einem Jahr wanderten wir von der gleichen Station „Mauensee Schloss“ vorbei am Naturschutzgebiet Hagimoos ins Wauwiler Moos und von dort nach Wauwil. Das ist das Schöne bei Wanderungen mit dem ÖV: Man kann von einem Ort zum andern wandern, ohne an den Ausgangspunkt zurückkehren zu müssen.
