Dieses Buch wendet sich, anders als das letzte, das ich vorgestellt habe, an eingefleischte Ornithologen, also Möwen für Nerds. Wer sich nur schon ein bisschen auskennt und eine Lachmöwe von einer Mittelmeermöwe unterscheiden kann, weiss, wie schwierig die Unterscheidung der Vögel in den verschiedenen Mauserstadien ist.
Die Einführung
Zuerst gibt es eine Einführung zur Topographie. Nein, nicht über Berge und Täler, sondern über die Vogel-Topographie. So nennt man zusammenfassend die Benennung der verschiedenen Körper- und Federpartien. Da gibt es die Handschwingenprojektion, die Kapuze, das Gonyseck, Fenster, Fahne, Bürzel und ganz viele mehr. Zum Glück gibt es ein Glossar und Fotografien, wo jede einzelne Partie beschrieben ist, denn das ist die Grundvoraussetzung, um die Bestimmung anhand der Beschreibung überhaupt zu ermöglichen.
Ein Beispiel, wie herausfordernd die Bestimmung ist: Bei der Steppenmöwe ist die Zunge auf der Flügelspitze (tja, jetzt wäre das Buch gut, um nachzuschauen, wo das ist) schön abgerundet, während sie bei der Silbermöwe ausfranst. Wenn man sich jetzt noch vorstellt, dass die Vögel ja nicht gleich einen Meter vor einem still sitzen, sondern bestenfalls 50 Meter entfernt ruhen, weiss man, wie schwierig das Bestimmen ist.
Als wäre das nicht genug, kennen Möwen nicht nur ein juveniles und ein adultes Federkleid, sondern sie machen in der Regel zwei bis drei Mauserzyklen durch, bis sie das Erwachsenenkleid tragen. Aber hey, wer hier aufgibt, ist ein Loser, Winner akzeptieren die Challenge!
Erstes Beispiel: Die Lachmöwe
Starten wir mit der ersten der beiden Möwen, die in der Schweiz brüten, der Lachmöwe. Sie ist noch einfach zu bestimmen.
Die Lachmöwe hat eine dunkelbraune Kapuze, die nicht bis in den Nacken reicht, im Gegensatz zur Schwarzkopfmöwe. Dies wird auch gleich in Vergleichsbildern veranschaulicht. Das Buch arbeitet mit Fotos, nicht mit Zeichnungen wie andere Bestimmungsbücher.
Für den ersten und den zweiten Mauserzyklus finden wir ebenfalls Fotos, die mit ähnlichen Arten verglichen werden. Zu guter Letzt erfahren wir noch etwas über die Verbreitung der Art.
Zweites Beispiel: Die Mittelmeermöwe
Die Mittelmeermöwe gehört zu den Grossmöwen, welche allgemein schwierig zu unterscheiden sind.
Zuerst wird mal die Möwe generell beschrieben mit Fotos in allen Ansichten. Auf der nächsten Seite wird die Mittelmeermöwe mit jenen Arten verglichen, mit denen sie verwechselt werden kann.
Da die Mittelmeermöwe drei Mauserzyklen durchmacht und dabei viele Merkmale wichtig sind, gibt es dazu gleich sechs Seiten.
Fazit
Das Buch richtet sich ganz klar an geübte Ornithologinnen und Ornithologen oder solche, die es werden wollen. Es deckt praktisch alles ab, was man zum Möwen bestimmen wissen muss und ist für Interessierte ein Muss. Und man lernt, dass es noch viel mehr Möwen gibt als die paar, die man aus den gewöhnlichen Bestimmungsbüchern für die Schweiz kennt. Wer hat denn schon mal von der Kumlienmöwe, der Barabamöwe oder der Hemprichmöwe gehört? Eben. Mit dem Buch kann die Neugier am Möwenuniversum gestillt oder erst recht geweckt werden.
Titel: | Die Möwen Europas, Nordafrikas und Vorderasiens |
AutorIn: | Peter Adriaens, Mars Muusse, Philippe J. Dubois, Frédéric Jiguet |
Verlag: | Haupt Verlag, Bern |
ISBN: | 978-3-258-08238-7 |
Offizieller Preis: | Fr. 36.80 |