Zug hat mehr zu bieten als niedrige Steuern, Rohstoffhändler und Briefkastenfirmen: Zum Beispiel eine schöne Altstadt, eine schöne Aussicht vom Zugerberg und viel Natur. Dies sind nur drei von vielen Gründen für einen Ausflug in die Zentralschweiz. Ein ganz gewichtiger ist jetzt gerade auch die Bluescht (Blütezeit) der Kirschbäume. Freu dich auf eine Blueschtfahrt im Zugerland.
Hoch zum Zugerberg
Den Start in Zug lassen wir mal gemütlich angehen. Zu verlockend sind die Bistros an der Uferpromenade. Allzu lange können wir nicht verweilen, wir sind hier auf 420 Meter über Meer, der höchste Punkt der heutigen Tour liegt auf knapp 1100 Meter. Wie gut, dass es die Zugerberg Bahn gibt, sie erspart uns knapp 400 Höhenmeter. Wir fahren also weiter zur Talstation Schönegg. Acht Minuten später sind wir bereits bei der Bergstation. Natürlich kann der Vater oder die Mutter die Herausforderung packen und hochradeln, um sich auch noch zu fordern. Die Kinder suchen derweil nach Fröschen im Teich nahe der Bergstation oder spielen auf dem Spielplatz Schattwäldli.
Bekannt war der Zugerberg als Lagerort für Internierte während der beiden Weltkriege. Auch während des sowjetisch-afghanischen Krieges in den Achtziger Jahren waren dort oben Sowjetrussen interniert, die von den Afghanen gefangen genommen wurden, da diese die Gefangenen nicht gemäss den Genfer Konventionen behandeln konnten. Das Militärgefängnis ist inzwischen eine Forschungsstation der ETH, der landwirtschaftliche Versuchsbetrieb Früebüel.
Wir radeln nun am Eigenried vorbei nach eben diesem Früebüel. Ein grossartiges Panorama mit den Innerschweizer Bergen eröffnet sich uns. Mächtig erhebt sich die Rigi, rechts davon der Pilatus. Die Moorlandschaft, wo früher Torf gestochen wurde, fügt sich sanft in das Bild ein.
Wir fahren am Buschenchäppeli vorbei zum Brünnli, mit 1078 m der höchste Punkt der Tour. Ab jetzt können wir die Abfahrt geniessen.
In der Höllgrotte
Dort, wo das Tobel am engsten und die Wände am steilsten sind, wurde im 19. Jahrhundert Tuffstein abgebaut, der für den Bau der Bahnlinie Zürich – Zug verwendet wurde. 1863 entdeckte man in diesem Steinbruch Tropfsteinhöhlen, die Höllgrotten, die heute in einem Rundgang besichtigt werden können. Stalaktiten und Stalagmiten spiegeln sich in den kleinen Seen, eine märchenhafte Welt tut sich im Untergrund auf. Vor dem Eingang können wir in einem kleinen Beizli unseren Durst stillen. Bei Zittenbuech wäre es zu verlockend, geradeaus das kleine Weglein zu fahren, leider ist dort ein explizites Velofahrverbot. Auch rechts abbiegen ist keine Lösung, da weiter unten ebenfalls ein Fahrverbot den Spass vermiest. So nehmen wir den Weg links rum und fahren nach Unterägeri. Am See lässt sich prima rasten – sofern man einen Weg dorthin gefunden hat, der nicht mit einem Fahrverbot versehen ist. Mit etwas Glück kann man eine (harmlose) Ringelnatter entdecken.
Drei Brücken auf ein Mal
Ab Unterägeri können wir der Nationalen Route 9 „Seen-Route“ folgen, müssen aber auf der Hauptstrasse fahren. Diese verlassen wir nach Neuägeri. Wir fahren nun im Lorzentobel und dem namensgebenden Fluss entlang. Die Lorze hat sich hier tief in die Molasse eingefressen. Drei Brücken überspannen den Bach oder gleich das ganze Tal. Die erste Brücke wurde bereits 1531 nachgewiesen und 1759 ersetzt. Sie besteht heute noch. Die ab 1910 erstellte Steinbogenbrücke diente der Bewältigung des gestiegenen Verkehrsaufkommens. 1985 wurde eine weitere Brücke erstellt, diesmal in Beton.
In weitem Bogen umfahren wir Baar entlang der Neuen Lorze. Die Alte Lorze floss an der Stelle, an der heute die Motorfahrzeuge über die Autobahn brausen. Als Ausgleich entstand im See eine kleine Insel aus dem Aushub, die unter Naturschutz steht. Allmählich schliesst sich der Kreis, wir erreichen die Aussenquartiere von Zug. Und vielleicht bleibt ja noch Zeit, an der Strandpromenade in Ruhe einen Kaffee zu geniessen…
5 thoughts