Am ersten März-Wochenende wollten wir es wissen: Wie baut man ein Iglu richtig? Die Möglichkeit zum ebendies lernen bot uns Transa auf der Melchsee-Frutt. Das Wetter war soso-lala, das Licht war besch…, wie ihr an den Fotos erkennen könnt. ABER: Es machte mächtig viel Spass. Touristischer Zweitwohnungsbau ganz legal.

Das Baugelände
Das Baugelände

Begonnen hatte es für uns alles andere als optimal: Als wir losfahren wollen, gibt der Anlasser nur ein müdes „Wuwu“ wieder, um dann zu verstummen. Mist! Ausgerechnet jetzt, wir müssen doch auf die Melchsee-Frutt! Aber wozu hat man nette Nachbarinnen, sie leihen uns spontan ihr Auto. Mit nur wenig Verspätung erreichen wir die Stöckalp doch noch. Am Bauplatz angekommen, werden wir gleich von Transa-Mitarbeitern zu unserem „Grundstück“ gewiesen. Und wir haben prominente Nachbarn: Die Familie Blum, bekannt aus der DOK-Sendung „Auf und davon“ des Schweizer Fernsehens. Eine total sympathische und herzige Familie, solche Nachbarn wünscht man sich überall (andererseits können wir uns – wie oben geschrieben – wirklich nicht beklagen). Nun gehts aber an die Arbeit: Zuerst muss ein „Steinbruch“ ausgehoben werden, wo dann die Schneeblöcke abgebaut werden.

Kein Schützengraben, sondern ein Steinbruch
Kein Schützengraben, sondern ein Steinbruch

Wer bis jetzt fror, kriegt spätestens jetzt schlagartig warm. Wir buddeln einen Graben, um dann mit einer Schneesäge die Blöcke aus der kompakten Masse sägen zu können. Diese müssen nach bestimmten Massen herausgeschnitten werden. Das geht auch relativ flott. Auf dem Baugrund haben wir vorgängig mit der Lawinensonde und einer Schnur den Radius markiert. Nun platzieren wir die Blöcke unter fachkundiger Anleitung von Alex, einem Transa-Mitarbeiter, auf diesem Kreis. Dies geht recht gut, ist aber längst nicht so einfach wie es tönt.

Kinderarbeit im Steinbruch
Kinderarbeit im Steinbruch
Wir schauen uns zur Erholung mal bei den anderen Teams um. Da gibt es welche, die auch zum ersten Mal ein Iglu bauen, dann gibt es andere, wo man sofort sieht, dass sie definitiv keine Anfänger sind. Die sind dann auch entsprechend ausgerüstet und wissen genau, worauf es ankommt.
Draussen wohnen heisst nicht, keinen Stil zu haben
Draussen wohnen heisst nicht, keinen Stil zu haben
Jetzt machen wir aber wieder am eigenen Iglu weiter. Irgendwie scheint uns dieses zu gross. Also verkleinern wir den Radius, damit wir heute noch fertig werden. Wir werden sowieso im warmen Hotel Erzegg nächtigen, da das Iglu so oder so zu klein ist für vier Personen und wir haben zu dünne Schlafsäcke, um eine Winternacht draussen zu verbringen. Plausible Ausreden, finde ich (Gründe sind es nicht).
Die Blum-Family bei der Arbeit
Die Blum-Family bei der Arbeit
Block für Block wächst unser Appartement in die Höhe. Es wird immer schwieriger, ins Innere zu gelangen. Irgendwann bin ich dann gefangen darin und lasse mir nun die Blöcke von aussen reichen.
Unter den wachsamen Augen des Experten
Unter den wachsamen Augen des Experten
Nun kommt noch der Schlussstein oben drauf, dann ist unser Schneehaus im Rohbau fertig. Öh, etwas fehlt doch noch. Wie gelange ich jetzt wieder nach draussen? Richtig, der Eingang! Von beiden Seiten buddeln wir einen Durchgang, ich habe bald keinen Platz mehr für das Aushubmaterial. Da, ein Lichtblick, der Durchstich ist mal geschafft. Nun muss noch das Loch vergrössert werden, damit ich endlich wieder nach draussen gelangen kann. Zugegeben, das Iglu der Blum-Family sieht schon besser aus, aber ich bin schon froh, steht unseres überhaupt. Zwischendurch hätte ich mich nicht gewundert, wenn mir das Ding auf den Kopf gefallen wäre, sass doch der eine oder andere Block ziemlich wackelig. Nun geht es ans Verschönern.
Schöner wohnen im Schnee
Schöner wohnen im Schnee

Die Wände werden nun schön verputzt und kleine Portale angefügt. Trotz allem finden wir, dass unser Werk doch recht gut gelungen ist. Jedenfalls ist dann ein anderes Team, das nicht fertig wird, noch froh darum. Unterdessen wurde im Zentrum ein Kessel auf ein Feuer gesetzt. Nun wissen wir auch, weshalb wir diese neonfarbenen Thermobecher erhalten haben: Duft von Glühwein steigt einem in die Nase! Da es allmählich dunkel wird und wieder Schneefall eingesetzt, ist dies eine willkommene Erwärmung.

Hier ein paar Impressionen:

Unser Jüngste hat kalt, und es wird sowieso langsam Zeit, dass wir uns ins Restaurant Erzegg begeben. Es dauert, bis es etwas zu essen gibt, der Ältere hat schon einen ziemlichen Kohldampf.

Meine beiden „Nachwuchsjournalisten“
Meine beiden „Nachwuchsjournalisten“

Es war dann schon bald Zeit fürs Bett. Sobald die Kinder versorgt sind, begeben wir uns nochmals nach draussen zum Igluplatz. Fackeln weisen uns den Weg, das Feuer für den Glühwein hat sich inzwischen tief in den Schnee gefressen. Es sieht richtig romantisch aus. Hätten wir doch draussen schlafen sollen? Na ja, zu spät. Zumindest für jetzt.

Beim Frühstück lassen wir uns Zeit, die versprochene Aufhellung ist noch nicht eingetroffen. Eine Teilnehmerin, die im Iglu übernachtet hat, gesellt sich zu uns und erzählt von ihren Abenteuern. Sie hat schon alleine im Winter den Jura durchquert und immer draussen übernachtet. Und auch ihre Söhne scheinen den Hang zum Abenteuer geerbt zu haben. Einer von ihnen ist Marco Weber, der Greenpeace-Aktivist, der letztes Jahr zusammen mit 29 anderen vom russischen Militär gekidnappt und monatelang eingesperrt wurde. Einfach spannend, was man an einem solchen Anlass für interessante Leute trifft!
Nachdem wir nun gestärkt sind, packen wir langsam zusammen, Eile ist immer noch nicht angebracht: Draussen wartet immer noch die gleiche Suppe wie gestern auf uns. Trotzdem begeben wir uns nochmals zu den Iglus in der Hoffnung, dass die versprochene Aufhellung noch kommen möge.

Aber vergebens, die Sonne will und will sich einfach nicht blicken lassen. Wir schauen uns die Iglus noch einzeln an. Erst jetzt sehen wir, was für Kunstwerke da zum Teil entstanden sind. Aber alles ist Ton in Ton, man sieht kaum etwas. Eines der Schneehäuser besichtigen wir noch von innen. Aha, so geht das also, wenn man es kann: Ein schöner, runder Platz, wo drei bis vier Personen relativ gut Platz finden.

 Und nein, dieses Bild habe ich nicht bearbeitet, es gab schlicht keinen Kontrast:
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Irgendwie scheint es heute nicht mehr zu klappen mit dem schönen Wetter. Wir geniessen also noch die Abfahrt zur Stöckalp, zumindest dort, wo man noch etwas sieht. Zwischendurch kann man selbst die eigene Hand fast nur noch erahnen. Aber sobald die Sicht wieder besser ist, zieht es die Jungs auf die Buckel am Pistenrand. Ohne Sturz kommen wir unten an, und auch das Auto fährt noch.

Und im nächsten Iglu, das wir bauen, werden wir auch nächtigen. Ganz bestimmt!

Herzlichen Dank an Transa, die uns dieses tolle Wochenende ermöglicht hat.

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