Am 31. Mai war die Eröffnung des Habsburgerweges. Dieser neue Wanderweg führt über mehrere Etappen zu den Wirkungsstätten der einst mächtigsten Dynastie der Welt. Für einmal schlossen wir uns also anderen Wanderern an und machten uns auf die Spurensuche von Wildegg nach Habsburg.

Die Habsburg, Stammschloss des mächtigen Adelsgeschlechts
Die Habsburg, Stammschloss des mächtigen Adelsgeschlechts

Anlass für den neuen Weg war das 600-Jahr-Jubiläum der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen, die die Ländereien den Habsburgern entrissen. Und für einmal wollten wir auch an einem Grosanlass dabei sein. So fuhren wir mit dem Zug nach Wildegg. Schon beim Aussteigen fiel die Menschenmenge auf. Oha, das könnten noch viele Leute werden. habsburgerweg_0001Es stellte sich heraus, dass auch Aargau Tourismus, der Organisator des Anlasses, überrascht war von der Resonanz. Wir waren früh genug dran, so konnte ich mir ein Bild machen der Mitwanderer (wir meiden ja ansonsten solche Massenveranstaltungen). Es war spannend zu sehen, wie die Leute ausgerüstet waren. Da gab es solche mit vorbildlicher  Wanderausrüstung, mit Wanderschuhen und Rucksack mit der Trinksame (so musste ich vermuten), da gab es solche, die scheinbar soeben aus dem Büro gekommen waren und im Nadlestreifenhemd und Bundfaltenhosen, aber immerhin Turnschuhen, auf die Wanderung kommen wollten. Deren Frauen trugen dann standesgemäss statt eines banalen Rucksackes lieber umständlich eine Bulgari-Tasche oder so was. Wiederum andere machten allgemein den Eindruck, dass sie sich generell nicht weiter als einige hundert Meter zu Fuss bewegen. Am besten ausgerüstet schienen mir die Familien, sie unternahmen wohl öfters Wanderungen mit ihren Kindern – genau die Zielgruppe für mein Bergtourenbuch. Begleitet wurden wir von Frau Gessler und Herrn Thüring von Hallwyl aus der damaligen Zeit.

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Nach einigen Informationen zum Ablauf setzte sich der Tatzelwurm in Bewegung. Erstes Ziel der geschätzten 200 Wanderer war das Schloss Wildegg. Dieses wurde auf Veranlassung der Habsburger als Burg erbaut, ging dann bei der Eroberung des Aargaus an die Berner Familie Effinger über, die es über die Jahrhunderte zu einem Barock-Schloss ausbaute. Wir wurden nun in zwei Gruppen aufgeteilt, in eine „schnelle“ und in eine „gemütlich“. Da sich die meisten als „schnell“ betrachteten, schlossen wir uns der anderen Gruppe an. So hatten wir mehr Zeit zum Beobachten und Fotografieren. Eine Voliere erregte unsere Aufmerksamkeit. Darin tummelten sich Waldrappe, Bienenfresser, Säbelschnäbler und Bartmeisen. Das war sehr interessant, aber wir würden diese Vögel viel lieber in der Natur beobachten. Das Schloss ist auch berühmt wegen seiner Gärten. Für einen tieferen Einblick müssen wir aber ein andermal vorbei.

Wir wanderten weiter mit „Frau Gessler“, die wohl arg schwitzte in ihrem wallenden Gewand. Auf schmalem Pfad flanierten wir durch den grünen Wald, entdeckten schöne Blumen, deren Namen wir nicht alle bestimmen konnten. Wir kamen an Bikern vorbei, die sich den Singletrail wohl anders vorgestellt hatten. Na ja, danach hatten sie ja freie Fahrt.

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Wir kamen flott voran, bei „Ob Chalch“ legten wir eine kurze Pause ein. Bis jetzt sahen wir noch keine Tafel zum Habsburgerweg. Hatten wir die übersehen? Auf den Wegweisern stand auch nichts. Wir fragten eine Wanderleiterin. Man müsse einfach der Route 42 „Aargauer Weg“ folgen. Aha, muss man wissen. Zu lesen war es jedenfalls nirgends. Weiter geht’s, auf und ab. Zwischendurch erhaschen wir durch den Wald einen Blick auf die Aare und das Schenkenberger Tal, das auch zum Habsburger Einfluss gehörte. Dann, nach dem grossen Steinbruch „Chalch“ (den man allerdings von oben nicht sieht), traten wir erstmals wieder aus dem Wald und erspähten zum ersten Mal das Schloss Habsburg. Und kurz darauf entdeckten wir an einem Wegweiser auch die erste Tafel zum Habsburgerweg. Jööö.

Wir spazierten weiter nach Schinznach Bad, der Weg war abwechslungsreich, unsere Kinder bereits wieder im Bike-Modus. „Hier würde ich da durch fahren, da gibt es einen Jump, und hier wäre es cool, so durchzufahren.“ So ging das weiter, bis wir wieder auf einer breiteren Strasse waren. Von Schinznach her mussten wir den finalen Anstieg bewältigen, bevor wir das Schloss wieder in Blickweite hatten. Am Waldrand erzählte uns „Frau Gessler“, wie die Habsburger überhaupt hier hin kamen: Im 10. Jahrhundert ging hier Radbot vom Elsass auf die Jagd mit einem Habicht. Dieser verschwand dann allerdings, und das ganze Gefolge suchte ihn. Sie fanden ihn an der Stelle, wo heute das Schloss steht. Denn Radbot entschloss sich, an dieser Stelle das Schloss zu bauen, weil sie eine grossartige Aussicht über das ganze Gebiet bot.

Noch ungefähr ein Kilometer, dann hatten wir das Schloss erreicht. Man hatte von dort wirklich eine grossartige Aussicht auf alle Seiten. Im Schlosshof war ziemlich etwas los, alle Tische waren besetzt. Wir besichtigten das Schloss und assen danach unseren Lunch, bevor wir zur Busstation abstiegen. Uns hatte es einfach zu viele Leute. Wir werden das Schloss sicher mal an einem ruhigeren Wochenende besuchen.

Das gleichnamige Dörfchen Habsburg ist wohl sehr beschaulich, wenn nicht gerade so eine Grossveranstaltung stattfindet. Der Bus nach Brugg war gerammelt voll, man trat sich auf den Füssen herum. Hier hätte man besser einen Gelenkbus eingesetzt angesichts der Massen. Im Bahnhof Brugg platzten wir zufällig in die Eröffnung von SBB Historic. Scheinbar war heute Tag der Eröffnungen.

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Fazit

Ich gehe mal davon aus, dass der ganze Habsburgerweg noch im Aufbau ist. Zwei winzig kleine Tafeln machen noch keinen Themenweg aus, da ist noch zu wenig Fleisch am Knochen. Die Wanderung selbst ist schön und auch an warmen Tagen empfehlenswert, da sie mehrheitlich im Wald verläuft. Für Kinder sind wohl die beiden Schlösser das Highlight, dazwischen müssen sie sich ihre Sensationen selber suchen. Was ja auch gut ist.

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