vom 8. Juli 1995
Der SAC hatte im Jubiläumsjahr diese Tour für mich ausgewählt: „Brunni Nord“, eine 10-Seillängenkletterei im oberen fünften Grad mit einer Sechserlänge. Für eine Sektionstour dünkt mich das schon sehr happig. Aber ich will nicht schon zum Voraus ablehnen und rekognosziere mit Doris diese Tour.
Am Samstagmorgen fahren wir Richtung Unterschächen los. Ein Bauernseilbähnli bringt uns vom Brunnital auf die Sittisalp. Nach einer Stunde sind wir fast am Einstieg. Aber vorher müssen wir eine Felsstufe und zwei steile Schneefelder überwinden. Am Schluss sind wir etwa drei Seilschaften am Einstieg. Wir sind die Schnellsten. Doris geht die erste Seillänge voraus. Die kommt mir schon happig vor. Die nächste ist die Schlüsselseillänge, eine 6-. Das Meiste ist Verschneidungskletterei (was ich nicht besonders schätze). Am Schluss verklettere ich mich, ich muss wieder zurück zum letzten Haken und nach rechts traversieren.
Die Kühle geniessen
Das schwierigste ist geschafft. Dachte ich. Aber die nächsten Längen sind nicht einfacher. In steiler Kletterei geht es weiter. Zum Teil müssen wir zuerst den Weg finden, die Haken sind zum Teil versteckt, der Weg nicht offensichtlich. Ich komme an den Stand. Der ist im Vergleich zu den anderen bequem, ich kann sitzen und die wunderbare Aussicht geniessen. Zum Glück sind wir in einer Nordwand, hier sind die Temperaturen auszuhalten (im Flachland war es über 30 Grad). Nach weiteren schwierigen, zum Teil mit abdrängenden Stellen, Seillängen kommen wir zur letzten und einfachsten, nur 4. Dafür klettert man hier nur auf Schutt. Jeder Stein bewegt sich.
Absteigen ist schneller
Auf dem Gipfel rasten wir. Da wir alles hinaufgeschleppt haben inklusive Pickel und Schuhen nehmen wir den Abstieg südwärts in Angriff. Nachdem wir das Couloir für den Abstieg gefunden haben, kommen wir auf dem Firnfeld schnell vorwärts. Erst vor den Felsen müssen wir wieder suchen. Nach einer weiteren Stunde sind wir wieder beim Auto. Gerade als wir wegfahren, kommt die Seilschaft, die am Abseilen war, als wir in der letzten Seillänge waren, von den anderen fehlt noch jede Spur…
Ich wählte nach dieser Tour eine andere für die Sektion. Welche das war, weiss ich nicht mehr, vielleicht finde ich ja noch was in meinen Aufzeichnungen.
Die Tour findet man im ersten „Schweiz Plaisir“ von Jürg von Känel aus dem Jahre 1992. In den folgenden Ausgaben taucht sie (berechtigterweise) nicht mehr auf.