Die traditionelle Bärzeliskitour des SAC Homberg führte uns aufs Eggenmandli im Urnerland. Fast wäre sie gescheitert, jedenfalls für einen oder zwei Teilnehmer. Ursache dafür war ein fehlendes Fell.
Das fehlende Fell
Wir sind acht Personen, davon die Hälfte von der IDNU-Familie. Mit dem kleinen Bähnchen fahren wir von Attinghausen hoch nach Brüsti, raus aus dem Nebel an die Sonne. Wir ziehen die Felle auf, während ein Teil von uns unten noch aufs Bähnchen wartet. Als ich fertig bin, will ich Silvan helfen. Er kramt seine Felle hervor. Im Sack ist aber nur eines! Er durchwühlt den ganzen Rucksack – nichts. Verzweifelt wendet er nochmals alles, aber es bleibt dabei: Das zweite Fell ist scheinbar nicht mitgekommen. Jetzt ist guter Rat teuer. Was tun? Die Frau versucht es zuerst im Restaurant neben der Bahnstation, aber das ist noch geschlossen. Wir steuern die Skiclubhütte an und hoffen, dass sie dort noch ein Fell haben. Dann habe ich eine Idee: „Frag doch mal nach Schneeschuhen.“ Tatsächlich, der Wirt hat welche und leiht uns ein Paar aus. Die Tour ist gerettet!
Eine langgezogene Gruppe
Nun können wir beruhigt einen Kaffee geniessen im Restaurant Z’Graggen, bevor wir uns bereit machen. Silvan zieht die Schneeschuhe an und der Papa ist mit zwei Paar Skis unterwegs. Die Gruppe zieht sich schnell in die Länge, die steile Abfahrt in der Spur selektiert. Gar nicht einfach mit den Fellen an den Skis. Nach einem flachen Stück geht es steil hoch, wir erreichen die Sonne. Man merkt sofort, bis wohin die Sonne reicht: Im ständigen Schatten ist der Schnee schön pulvrig, dort, wo die Sonne hinscheint, gibt es schon einen leichten Deckel. Der Tourenleiter scheint nicht gewillt, auf die letzten zu warten. Buckel um Buckel steigen wir höher, der ganze Bergzug heisst schlicht und einfach Grat. Irgendwann rufe ich, und der Tourenleiter scheint nun doch mal eine Pause einzulegen.
Wir blicken rüber ins Lidernen mit dem Rophaien und dem Rossstock. Schnee ist Mangelware, weit hinauf sind die Wiesen und Wälder grün. Endlich kommen auch die letzten, aber wir haben es ja nicht eilig. Die Frau und ich machen ab, dass ich mich nun um Silvan kümmere, da ich schon auf dem Eggenmandli war. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie es dort oben aussieht, da dazumal dichter Nebel herrschte. Egal, wir gehen alle gemeinsam weiter. Der Grat zieht sich hin, ein ständiges Auf und Ab. „Jetzt musst du dich entscheiden: Willst du weitergehen bis zum Surenenpass oder wollen wir umkehren? Wenn wir auf halbem Weg umkehren, haben wir nichts von der Abfahrt, nur stöckeln.“ „Ich will umkehren.“ Also gut, wir erklimmen noch ein Güpfi, rasten dort nochmals, bevor wir die Felle abziehen (oder die Schneeschuhe).
Eine überraschend gute Abfahrt
Wir zwei machen uns nun an die Abfahrt. Der Schnee ist gar nicht übel, noch recht pulvrig. Allerdings ist es vorerst mehr ein Queren der Hänge, aber dann finden wir doch noch etwas Steileres. Schwupp-schwupp-schwupp, ganz flott kurven wir den Hang runter. Dann aber erschweren Erlen den Weg, wir zwängen uns zwischendurch und würgen uns nach unten. An der Hütte vorbei, dann wird es nochmals steil und eng, eben eine richtige Skitour, wo Technik und etwas Mut gefordert ist. Silvan kommt problemlos hinterher. Bei solchen Stellen muss ich immer schmunzeln: Vor vielen Jahren, er lernte gerade skifahren, fuhr aber schon alleine, fuhren wir auf der steilen Piste im Nebel hinunter, die Frau voraus, Silvan hinterher. Unten angekommen, heulte er los: „Mama, du weisst doch, dass ich Angst habe, wenn es so steil ist!“ Und heute fährt er überall runter.
Wir waren nun auch unten in der Ebene, querten rüber zur Piste. Am Ende wartete der Lift, der uns wieder zum Brüsti hoch transportieren soll. „Zwei Einzelbillette“, sage ich zum Liftangestellten. „Ischschoguet, chemmid defiir wieder äinisch!“ Das ist Kundenservice! Oben steuerten wir wieder das Restaurant Z’Graggen an und warteten dort auf die anderen, die das Eggenmandli erreichten.
Und Silvan wird wohl nie mehr die Felle vergessen.
Info
Die Skitour ist technisch nicht schwierig, mit dem Auf und Ab über den Grat aber anstrengend. Insgesamt sind rund 900 – 1000 Höhenmeter zu überwinden. Man kann auf dem gleichen Weg zurück oder das Tal bei Waldnacht aus fahren, allerdings hat man dann am Schluss noch einen Aufstieg zur Bahnstation. Bei genügend Schnee ist die Abfahrt bis Attinghausen möglich.