Um durch den höchstgelegenen Arvenwald Europas zu wandern, stiegen wir von Tschierv zum Pass da Costainas auf und landeten schlussendlich in S-charl. Eine lange und ausnehmend schöne Wanderung, die man gemacht haben sollte als Graubünden-Fan.
Im Schatten hoch
Wieder starten wir um sechs Uhr wie auf den Piz Dora, denn es ist wieder ein heisser Tag angesagt. Im Schatten steigen wir durch den Wald hinter Tschierv hoch. Es ist noch ganz ruhig, wir geniessen die Kühle. Auf der Alp Champatsch erreichen uns die ersten Sonnenstrahlen. Nicht jedoch das Murmeltier, das just neben dem Weg aus seiner Höhle kriechen will, als es uns sieht und wieder verschwindet. Zu gross ist aber die Neugier, es steckt seine Schnauze wieder hervor, nur zwei Meter neben uns. Wir verhalten uns ganz still, es kriecht noch etwas weiter hervor. Eine kleine Bewegung von uns, schon ist es wieder verschwunden. Wir gehen weiter, schliesslich wollen wir es nicht stressen.
Wir geniessen weiter die Stille, die nur von den Vögeln unterbrochen wird. Irgendwo ruft ein Grünspecht, ein Buntspecht hämmert, Meisen turnen in den Ästen umher. Nun kommt das steilste Stück Weg, das zum Glück immer noch im Schatten liegt. Bei Serrà liegt es hinter uns, wir legen eine Pause, nun an der Sonne, ein. Und dann tauchen sie auf, jene, auf die ich schon lange gehofft habe: Die Zitronenzeisige! Rastlos hüpfen sie in den niederen Föhren umher, bevor sie entschwinden.
Auf dem Pass
Wir gehen weiter, der Weg steigt kaum noch an. Am Wegrand beäugt uns wieder ein Murmeltier misstrauisch, etwas weiter weg tummeln sich zwei kleine auf einem Stein. Und schon erreichen wir den Pass, der wie üblich durch einen Wegweiser markiert ist.
Wir blicken in das weite Tal hinein, Wolken ziehen über die grauen Berge. Ein Karrweg leitet uns durch die locker stehenden Bergkiefern. Bei der Alp Astras gibt es einen Kaffee, frisch gebraut. Ein älteres Ehepaar, elegant angezogen, in weissen Kleidern, ohne Rucksack, will so gar nicht in die Gegend passen. Aber sie seien schon öfters hier gewesen, es sei wunderschön hier. Dem können wir bedingungslos beipflichten.
Im God da Tamangur
Über die weite Hochebene erreichen wir den höchstgelegenen Arvenwald Europas. Wo er genau beginnt, ist nicht so klar, aber ebenso unwichtig. Es werden einfach immer mehr Bäume. Aber sie stehen nie so dicht, wie wir es vom Unterland kennen. Ein natürlich gewachsener Wald eben. Die Arven (einige nennen sie ja Zirben) wachsen in allen Formen, verdreht, schräg, geknickt. Totholz liegt herum, aus dem neues Leben spriesst. Wir sind fasziniert. Wir begegnen kaum Leuten, die meisten gehen auf der bequemen Alpstrasse auf der anderen Talseite, für uns keine Alternative. Da müssten wir schon mit dem Mountainbikes unterwegs sein, was hier sehr beliebt ist.
Runter nach S-charl
Über Alpen steigen ab, kommen doch noch auf die Strasse, der wir ein Stück weit folgen. Und diese folgt der Clemgia, dem Bach, welchen wir überqueren, weiter auf einem Wanderweg gehen, abseits der Strasse. Schön ist es hier, schön kühl neben dem Bach. Bald erreichen wir S-charl, so gut getimed, dass wir noch einkehren können und den Durst löschen. Eine grossartige Wanderung endet damit, mit dem Postauto und Zug gelangen wir zurück nach Tschierv, was nochmals zwei Stunden Reise bedeutet. Aber die sind es wert.
Info
Der Pass da Costainas ist sowohl bei Wanderern wie auch Moutainbikern beliebt. Wenn man früh aufbricht, kommt man erst gegen Schluss in den Trubel. Die Landschaft ist grossartig und der God da Tamangur eindrücklich.
Start: | Tschierv |
Ziel: | S-charl |
Strecke: | Tschierv – Alp Champatsch – Pass da Costainas – Alp Astras – God da Tamangur – S-charl |
Distanz: | 16 Kilometer |
Höhenmeter: | 650 Meter |
Wanderzeit: | 4 ½ Stunden |
Schwierigkeit: | T2 |
GPS-Track: | Pass da Costainas |
Höhepunkte: | Landschaft, God da Tamangur |
Alternative: | Kann auch in die umgekehrte Richtung gemacht werden mit Ziel Lü. |
Relive ‚Über den Pass da Costainas nach S-charl‘
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