Fabian war schon ein paar Mal auf dem Bike in diesen Ferien in Villars-sur-Ollon. Zeit, dass auch die Frau und ich unsere Karbonrösser satteln. Über den Col de Bretaye, den wir auf unterschiedlichen Wegen erreichten, fuhren wir zum Col de la Croix und nach Taveyanne. Das Nebelmeer gab der Biketour einen ganz besonderen Reiz – solange wir darüber waren.
Solostart
Wir diskutierten am Abend vor der Tour, wie wir zum Col de Bretaye gelangen wollen. Die Frau fühlt sich noch nicht fit genug wegen ihrer Erkältung, die noch nicht ganz vorbeit ist. Fabian hat Angst um seine Gangschaltung, die ziemlich ächzt, nachdem er bei der ersten Abfahrt den Wechsler verbogen hatte. Und an diesem Tag holte er sich noch einen Platten, der mühsam zum Flicken ist. Zudem ist er der Meinung, dass aufwärts fahren nur ein notwendiges Übel ist, er wolle doch vor allem abwärts fahren. Wir beschlossen also, dass ich alleine hochradle und die beiden anderen den Zug zum Col de Bretaye nehmen.
Durch den Nebel
So starte ich am Morgen alleine, während Fabian erst Mal zum Velomech geht, nachdem zwei Flickversuche bereits gescheitert waren und er mit den Nerven am Ende war. In Chesières, dem Ort ennet der Brücke, fahre ich auf der Hauptstrasse leicht abwärts und biege dann rechts ab. Ein Schild warnt vor der steilen Strasse, 24 % beträgt die Steigung! Ich kämpfe und keuche mich hoch, zum Glück ist die Strecke nicht lang. Besseres Kartenstudium hätte mir bequemere Varianten eröffnet. Der Nebel ist ziemlich dicht, weshalb ich natürlich mit Licht fahre. Bei Plambuit, dem tiefsten Punkt der Tour, bin ich knapp unter dem Nebel, auf der anderen Talseite erblicke ich Leysin.
Die Sonne drückt durch
Ab jetzt geht es scheinbar endlos aufwärts auf der Strasse, immer im gleichen Tramp. Ich zähle die Kurven, eine um die andere lasse ich hinter mir, kein Mensch ist hier unterwegs. Nach 500 Höhenmetern drückt die Sonne durch, der Nebel lichtet sich. Und plötzlich bin ich darüber, schaue auf ein riesiges Nebelmeer! An der Sonne ist es nun angenehm warm, verschwunden ist die Kälte und Feuchtigkeit des Nebels. Ich erreiche pünktlich den Col de la Bretaye, ich muss nur fünf Minuten warten, bis die beiden anderen mit dem Zug ankommen.
Auf zum Col de la Croix
Gemütlich fahren wir auf der Alpstrasse abwärts und zwischendurch auch ein wenig aufwärts. Bei Punkt 1780 trennen wir uns, Fabian fährt den Singletrail, die Frau und ich bleiben auf der Strasse. Dass Nebel alles andere als statisch ist, bekommen wir hier wieder zu spüren, wir sind immer so am Rand davon. Beim Weiler Ensex treffen wir uns wieder, ein idealer Ort für eine Rast. Wir geniessen die Sonne und die angenehmen Temperaturen.
Wir fahren abwärts zum Col de la Croix. Es ist zwar eine Alpstrasse, macht aber fast so viel Spass wie ein Singletrail. Nach der Passstrasse rollen wir in den Talkessel von Gryonne, der noch halb im Schatten liegt, Nebelfetzen ziehen durch die Landschaft, dahinter erheben sich die mächtigen Vorbauten der Diablerets. Im Schatten fahren wir aufwärts nach Taveyanne.
Schlammige Abfahrt
Ein Pfad über die Weide ist als Singletrail markiert, lustig zum Fahren ist er alleweil. Im Wald zeigt uns Fabian, der hier bereits Local ist, eine Abzweigung: „Der offizielle Weg ist mit Glasscherben gespickt, wir sollten den Weg hier nehmen.“ Ob das eine gute Idee ist? Jedenfalls folgen wir ihm. Der Weg ist wurzelig und dreckig. Fabian lotst uns zu einer Abzweigung, welche mit blauen Bändern markiert ist. Wir fragen uns, wozu die dienen. Später lesen wir, dass hier ein Endurorennen vorbeiführt und wir zum Glück gerade die Mittagspause erwischt haben.
Fabian prescht los, Sekunden später sehen wir ihn nicht mehr. Es ist steil, dreckig und rutschig, ich falle gleich zu Beginn um. Irgendwann ist es mir zu steil und zu rutschig, ich gehe zu Fuss, aber selbst da falle ich hin. Ich bin froh, als wir die Strasse wieder erreichen. Der Weg würde noch weiter abwärts gehen, Fabian drängt darauf. „Du kannst schon, ich bleibe auf der Waldstrasse“, erkläre ich standhaft. Die Frau folgt mir, Fabian fährt noch weiter auf dem Weg abwärts. Immerhin können wir hier versuchen, die Räder wieder etwas sauberer zu kriegen, der Dreck fliegt uns um die Ohren.
Weg mit dem Dreck
Weiter unten treffen wir auf Fabian und fahren den untersten Teil der Downhillstrecke von Les Chaux, die Fabian bereits bestens kennt. Hier macht es wieder Spass. Am Ende der Strecke können wir unsere Bikes abspritzen, um den gröbsten Dreck loszuwerden. Auf der Strasse von La Barboleuse nach Villars lassen wir weiteren Dreck liegen. Und dann erst mal unter die Dusche!
Info
Die Biketour führt durch den ganzen Kessel von Villars-sur-Ollon und bietet viel Abwechslung. Technisch ist sie einfach, kann mit der gezielten Suche nach Singletrails aber angepasst werden.
Start und Ziel: | Villars-sur-Ollon |
Strecke: | Villars-sur-Ollon – Chesières – Plambuit – La Berboleuse – Col de Bretaye – Ensex – Pt. 1629 am Col de la Croix – Taveyanne – La Barboleuse – Villars-sur-Ollon |
Distanz: | 31 Kilometer |
Höhenmeter: | 1020 Meter |
Dauer: | 3 Stunden |
Kondition: | mittel |
Technik: | leicht bis mittel |
GPS-Track: | Route Col de Bretaye – Col de la Croix |
Höhepunkte: | Aussicht, Singletrails, Alp Ensex |
Alternative: | Singletrails können auch ausgelassen werden. Von Taveyanne kann man hoch nach Les Chaux, wo die Downhillstrecke startet nach La Barboleuse. |
Relive ‚Quer zu den Col‘
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