Wir erlebten Herbstfreuden am Pizzo Leone oberhalb Brissago am Lago Maggiore. Die Wälder waren bereits bunt gefärbt, das Licht herbstlich-sanft. Es wäre bequemer gegangen, aber wir haben die harte Tour gewählt und wurden sehr glücklich damit.
Durch den Kastanienwald
Mit dem Bus fahren wir nach Brissago. Eigentlich wollen wir hoch nach Brissago Gadero, um mehr als 200 Höhenmeter zu sparen, aber ich kann keine Billette lösen bis dort auf der SBB-App. Wir sprinten zum kleinen Bus, der dort hochfahren soll. Uns wird aber erklärt, dass er zuerst anderswo hochfährt. Tatsächlich kommt er dann nach einigen Minuten zurück. Wir steigen ein und wollen die Billette lösen. „Nix Billette, ist gratis!“ Das ist mal eine Dienstleistung! Er fährt uns also hoch an den Ausgangspunkt. Wir starten unsere Wanderung, steigen durch schmale Gassen zwischen den Häusern hoch, ehe wir den Wald erreichen. Der Weg ist übersät mit Edelkastanien und deren äusserst stacheligen Hüllen. Im Wald entdecken wir immer wieder Bruchsteinmauern, ein Hinweis, dass hier nicht immer Wald war.
Immer wieder durchqueren wir Lichtungen mit Häusern. Dazwischen ist es einsam, wir begegnen niemandem. Inzwischen weit unten glitzert der Lago Maggiore, der sich hier durch die Berge schlängelt. Eigentlich ist er ein riesiges, mit Wasser gefülltes Tal, der See ist am tiefste Punkt 372 Meter tief, liegt also unter dem Meeresspiegel. Der Wald wird immer lichter, die Bäume niedriger. Plötzlich hören wir einen eigenartigen Ruf. Nach einer kurzen Recherche in der App ‚Der Kosmos Vogelführer‚ kommen wir zur Ansicht, dass das ein Waldkauz war, der sich da am helllichten Tag bemerkbar machte.
Auf der Alp Naccio
Wir biegen um die Ecke und erreichen die Alp Naccio. Auf einem Rücken steigen wir hoch zum Aussichtspunkt, wo wir die erste Person seit langem antreffen. Um auf den Gipfel zu gelangen, gibt es zwei Wege, wir wählen jenen unter dem Gipfel durch, dort haben wir noch Ruhe und geniessen die Aussicht auf den See. Es ist auch hier oben warm, wir gehen im T-Shirt, und das im Oktober. Die letzten Meter zum Gipfel sind nochmals steil und fallen mit dem anderen Weg zusammen.
Ein fantastischer Rundblick
Oben angekommen, suchen wir erst mal einen Platz, viele Leute sind schon hier. Es ist definitiv zu Ende mit der Einsamkeit. Aber nun bewundern wir die Aussicht, tausend Gipfel erheben sich, wir blicken bis zum Monte Rosa. Und nun sehen wir auch, weshalb es so viele Leute hat hier: Eine Strasse führt hoch bis auf 1300 Meter. Nach einer ausgiebigen Pause machen wir uns an den Abstieg, diesmal über den Rücken ostwärts, über herbstliche Weiden und durch ebensolche Wälder. Abwärts geht es nun schnell, es gibt auch nicht mehr so viel zu entdecken. In Ronco sopra Ascona warten wir aufs Postauto, das uns wieder zurück nach Locarno bringt. Und zum Café „Al Porto“. Was auf uns wartet und wir noch nicht wissen: Ein gewaltiger Muskelkater vom schnellen und steilen Abstieg!
Info
Der Gipfel kann von verschiedenen Seiten angegangen werden, zum einen von der genannten Strasse aus oder von Rasa im Centovalli, das mit einer Seilbahn erreichbar ist. Aber meiner Meinung nach ist unser gewählter Weg von Brissago aus der schönste.
Start: | Brissago, Haltestelle Gadero |
Ziel: | Ronco sopra Ascona, Haltestelle Posta |
Strecke: | Brissage Gadero – Corte – Comasca – Naccio – Canva – Pizzo Leone – Naccio – Grotto da Peo – Campi die Pietro – Ronco s/Ascona |
Distanz: | 16 Kilometer |
Höhenmeter: | 1285 Meter |
Wanderzeit: | 5 ¼ Stunden |
Schwierigkeit: | T2 |
GPS-Track: | Brissago – Pizzo Leone – Ronco s/Ascona |
Höhepunkte: | Aussicht, Weg durch den Kastanienwald |
Alternative: |
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Relive ‚Brissago – Pizzo Leone – Ronco s/Ascona‘