Der Höch Gumme ist ein Gipfel westlich von Lungern. Früher endete kurz unterhalb des Gipfels der Skilift, heute ist er wieder reines Skitourengebiet und jenen vorbehalten, die etwas Anstrengung nicht scheuen. Und die lohnt sich, man geniesst eine umwerfende Aussicht von dort oben!
Auf Pisten aufwärts
Unsere Skitour startet wie die Woche zuvor in Lungern. Allerdings steigen wir auf der anderen Talseite hoch, und erst noch ohne Anstrengung mit der Seilbahn Lungern-Turren. Diese bringt uns auf 1500 Meter und setzt uns dort an der Sonne aus, nachdem wir unter der Wolkendecke gestartet sind. Diesmal sind wir nicht alleine, Dutzende andere Skitouren- und Schneeschuhgänger sind mit uns hochgefahren und streben nun ebenfalls den Gipfelzielen zu. Statt einer schmalen Spur folgen wir einer breiten Ratrac-Piste. Diese wird für die Winterwanderer angelegt und führt auf verschiedenen Routen zum Bergrestaurant Schönbühl, das einst mitten im Skigebiet stand, heute eben nur noch zu Fuss erreichbar ist. Das Gehen ist so natürlich angenehm. Wir blicken hinunter auf den Brünig – wenn er denn sichtbar wäre, denn eine dicke Wolkendecke verdeckte den Pass: Die bekannt „Brünigschlange“. Wie ein Fluss fliessen die Wolken ins Haslital im Berner Oberland.
Die Zukunft des Wintertourismus‘?
Wir steigen auf der Pist weiter hoch. Vor Jahren wären wir mitten im Skigebiet Lungern-Schönbühl gewandert, welches aus einem Sessellift und zwei Skiliften bestand. Es war schwierig, dieses Gebiet rentabel zu betreiben. 1991 ging die Betreibergesellschaft ein erstes Mal Konkurs, 2001 ein zweites Mal. 2012 drückte eine Nassschneelawine einen Masten um. Nach der behelfsmässigen Reparatur konnte sie nur noch mit einem Viertel der Kapazität betrieben werden, 2013 wurde die Stilllegung durch das Bundesamt für Verkehr verordnet, was der Gesellschaft endgültig das Genick brach. Sämtliche Anlagen sollten abgebrochen werden, jedoch fehlte das Geld dazu.
Umso erstaunter waren wir, als wir von der Skitour auf die Rückenegg 2017 auf das Gebiet hinunter blicken konnten und rege Betriebsamkeit feststellten. Nun hatte sich in der Zwischenzeit ein Geldgeber gefunden, der die Anlagen übernahm. Statt jedoch das sowieso nicht konkurrenzfähige Skigebiet aufrecht zu erhalten, wurde nur die Seilbahn Lungern-Turren erneuert. Die anderen Bahnanlagen sind inzwischen sämtliche rückgebaut, im Winter sieht man kaum noch Spuren davon. Trotzdem herrscht reger Betrieb, man scheint zufrieden zu sein mit dem Geschäftsverlauf. Ob das die Zukunft ist für kleine Skigebiete? Statt Skizirkus Ruhe. Keine hohen Kosten durch die Liftanlagen, keine aufwändige Pistenpräparation. Den Leuten scheint das zu gefallen, es wird ein anderes Publikum sein, eines, das die Natur geniesst und nicht auf Gaudi aus ist.
Gefährliche Fischmäuler
Nicht nur die Brünigschlange ist eindrücklich, auch die riesigen Schneerutsche gleich am Wegesrand, sogenannte Fischmäuler. Hiess es früher noch, Fischmäuler seien ein Zeichen dafür, dass sich die Schneedecke entspannt habe, so weiss man heute, dass das Gegenteil der Fall ist: Fischmäuler weisen auf eine instabile Schneedecke hin, die jederzeit als Nassschneelawine niedergehen kann. Fischmäuler entstehen insbesondere dann, wenn der Boden warm ist oder Wasser unter der Schneedecke fliesst. Dies ist vor allem im Frühling mit der tageszeitlichen Erwärmung möglich.
Wir kommen an der tief verschneiten Alp Breitenfeld vorbei. Die Piste wird nun steil und ist pickelhart, wir schaffen es aber ohne Harscheisen. Wir gehen am Bergrestaurant Schönbühl vorbei, zu nah ist das Ziel, der Gipfel. Aber ganz so easy ist das nicht, es wird nochmals steil, der Schnee ist hart und die Bise bläst erbarmungslos. Spitzkehre um Spitzkehre kommen wir höher, erreichen den Gipfel.
Was für eine Aussicht!
Oben. Umschauen. Wow, fantastisch! Ein gewaltiges Panorama tut sich uns auf: Die Berner Alpen von der Niesenkette bis zum Grimselpass, in der Innerschweiz erheben sich Pilatus, Rigi, Stanserhorn, Buochserhorn und viele mehr aus dem Nebelmeer. Nordwestlich liegt Sörenberg, wo wir anfangs Monat auf der Anfängerskitour waren, auf der anderen Seite erblicken wir den Gibel, unser Ziel vor einer Woche, das wir aber nicht erreicht haben. Südlich erblicken wir gleich zwei Dreigestirne, das berühmte mit Eiger, Mönch und Jungfrau und das weniger berühmte mit Wetterhorn, Mittelhorn und Rosenhorn.
Für eine ausgiebige Rast ist es aber zu ungemütlich, wir nehmen die Abfahrt in Angriff. Wir erwarteten wenig Fahrspass, aber der Schnee ist stellenweise sogar ganz in Ordnung, zwischendurch können wir sogar enge Bögen fahren. Wir erreichen bald die Piste, die auch nicht besser ist zum Fahren. Im Nachhinein hätten wir im Bergrestaurant einkehren sollen und warten, bis der Schnee etwas angeschmolzen war. Nun rutschen wir aber mehr als dass wir fahren, mit unseren runden Kanten finden wir kaum Halt.
Bei der Alp Breitenfeld suchen wir ein windstilles Plätzchen, um mal ausgiebiger zu rasten. Erst jetzt fällt uns auf, wie viel Schnee es hier noch hat. Die Jungs finden das ganz witzig, mit den Skis auf die Dächer zu steigen.
Der Nebel steigt
Für die weitere Abfahrt haben wir wieder zwei Möglichkeiten, wir wählen jene, die wir im Aufstieg schon benutzt haben in der Hoffnung, dass der Schnee etwas weich geworden ist. Tatsächlich, er ist schön angeschmolzen, so dass doch noch Abfahrtsgenuss aufkommt. Der Nebel ist inzwischen gestiegen, er scheint das Wilerhorn hochzukriechen, nur um sich kurz darauf wieder zurückzuziehen.
Unsere Tour endet im Restaurant Turren bei der Bahnstation. Es war eine schöne Genusstour, und wenn wir mal guten Schnee erwischen, wird die Tour bestimmt noch viel besser sein.
Info
Die Tour auf den Höch Gumme ist perfekt für Anfänger und Kinder. Läuft es mal nicht so, kann das Bergrestaurant als Ziel bestimmt werden, das setzt garantiert nochmals Kräfte frei. Allerdings lohnt sich der Gipfel, denn von ihm geniesst man eine fantastische Aussicht.
Start: | Bergstation Turren, Lungern |
Ziel: | Bergstation Turren, Lungern |
Strecke: | Turren – Alp Breitenfeld – Bergrestaurant – Höch Gumme, verschiedene Möglichkeiten für den Rückweg |
Distanz: | 9.5 Kilometer |
Höhenmeter: | 670 Meter |
Dauer: | 4 Stunden |
Schwierigkeit: | L |
Höhepunkte: | Bergrestaurant, Aussicht, Abfahrt |
Alternative: | Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Tour auszudehnen oder gar in einem anderen Tal zu beenden, siehe swisstopo-Karte unten. |
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