Nicht gerade zum Mittelpunkt der Erde wie Jules Verne, aber zum Mittelpunkt des Kantons Aargau sind wir gewandert. Dieser ist sehr einfach zu Fuss erreichbar und liegt im Wald zwischen Rupperswil und Wildegg, aber auf Niederlenzer Boden. Zurück geht es der Aare entlang nach Aarau.
Letzten Sommer fuhren wir an besagtem Mittelpunkt vorbei auf unserer Jurabiketour, hielten aber gar nicht erst an. Für diesen Sonntag wollte ich eine Wanderung weg von den heimischen Gefilden machen, da kam mir dieser wieder in den Sinn. Die Frau und ich (die Kinder sind nicht mehr so motiviert für einfache Wanderungen) fahren mit dem Zug nach Rupperswil. Für diese Gegend liegt noch erstaunlich viel Schnee, rutschig ist es auch noch. Das bessert dann im Wald. Ich hatte diesen als relativ eintönig im Gedächtnis, bin nun aber positiv überrascht. Er ist recht strukturreich, Vögel schwirren ebenfalls überall umher, was die Frau zum Üben nutzt für den Feldornithologiekurs, für den wir uns angemeldet haben.
Am Mittelpunkt
Wir über- und unterqueren Eisenbahnlinien und Strassen, mitten im Wald. Diese sind wir aber schnell wieder los, bald haben wir Ruhe. 50 Minuten waren vom Bahnhof Rupperswil angegeben, keine Ahnung wie lange wir nun gehabt haben. Aber jedenfalls haben wir ihn erreicht. Spektakulär ist anders, es ist ein grosser Stein, errichtet zum 175-Jahr-Jubiläum des Kantons Aargau anno 1978. Um den Stein herum sind Betonbänke gruppiert, für jeden Bezirk eine Sitzbank.
Fährt man von Lenzburg nach Wildegg, erblickt man linkerhand den Aabach, der sich hier an den Hang schmiegt. Nun wollen wir den mal zu Fuss erkunden und wandern Richtung Niederlenz, die Zusatzschlaufe in Kauf nehmend. Wie wir auf einer Infotafel erfahren, gehen wir hier auf der in den achtziger Jahren stillgelegten Bahnstrecke Lenzburg – Wildegg. Hätte sich auch gut gemacht als Radweg. Wir steigen ab zum Bach, der ziemlich viel Wasser führt. Wieviel, sehen wir etwas weiter unten: Die Ufer sind überschwemmt, er fliesst teilweise über die Wiese. Dies wiederum freut die Stockenten und die Bergstelze, die im seichten Wasser nach Nahrung suchen. Nach einem Stauwehr, das nach wie vor den Zufluss zu einem Kanal regelt (wozu habe ich leider nicht herausgefunden) steigen wir wieder hoch, nur um danach sanft abfallend nach Wildegg abzusteigen. Aber viel besser als der Strasse entlang.
Dr Aare na
Bei Wildegg erreichen wir den Aareuferweg, vorbei an der Zementfabrik. Ein riesiges Förderband, welches wir unterqueren, transportiert den Jurakalk aus dem Steinbruch in die Fabrik. Es geht sich entspannt dem Ufer entlang, jedenfalls, wenn man dem Eis ausweicht, das auf dem Weg liegt. Nun kann die Frau Wasservögel üben. Haubentaucher, Kormorane, Mittelmeermöwen, Blässhühner und jede Menge Stockenten schwadern auf dem Wasser. Wir sind nun im Auenschutzpark und wandern durch zahlreiche Schachen, zuerst den Giesseschachen, dann Obere Faarschache, den Martilooschache und den Geisseschache. Dabei gehen wir parallel zur Gisliflue, die wir drei Wochen zuvor bestiegen haben. Mit dem Feldstecher sehen wir, dass es deutlich mehr Leute hat als am Bärzelitag, das Wetter lädt auch geradezu ein, nach draussen zu gehen.
Beim Kraftwerk Rupperswil-Auenstein wurde ein Umgehungsgewässer gebaut, das es den Fischen ermöglicht, gefahrlos abwärts zu wandern oder überhaupt hoch zu kommen. Viel Wasser fliesst da hinunter, die Wasseramsel wird es schwerer haben zum Tauchen. Kurz darauf zweigen wir ab zum Aarschächli, wo viel weniger Leute unterwegs sind als auf dem Damm.
In Aarau
Wir nähern uns Aarau, überqueren die Suhrebrücke. Bei der „Staumauer“ genannten Überbauung durchqueren wir einen Wald, der durchzogen ist von einem Bach. Es ist der renaturierte Frey-Kanal, so genannt nach der Erbauerin, der Schokolade Frey, die hier bis 1967 ihre Produktion hatte. Wir steigen hoch in die Stadt, queren das Gelände der Alten Kantonsschule, wo Einstein die Schulbank drückte. Entgegen der verbreiteten Meinung war er ein sehr guter Gymnasiast, ausser in Französisch. Das lag daran, dass der erste Einstein-Biograf die Legende verbreitete, er wäre schlecht gewesen. Was er nicht bedachte ist, dass das Notensystem umgekehrt ist zum deutschen. In der Schweiz ist die 6 die beste Note, die 1 die schlechteste.
Wir beendeten auch ohne Noten unsere Wanderung nach 18 Kilometern im Bahnhof Aarau. Es war ein gut genutzter Tag und die Wanderung kriegt gute Noten.
Info
Die Wanderung ist einfach, kann jederzeit abgebrochen werden und ist das ganze Jahr über machbar.
Start: | Rupperswil, Bahnhof |
Ziel: | Aarau, Bahnhof |
Strecke: | Rupperswil Bahnhof – Mittelpunkt des Aargaus – Wildegg – Aareuferweg – Aarau |
Distanz: | 18 Kilometer |
Höhenmeter: | 90 Meter |
Dauer: | 4 Stunden |
Schwierigkeit: | T1 |
GPS-Track: | Zum Mittelpunkt des Aargaus |
Höhepunkte: | Mittelpunkt, Aareuferweg |
Alternative: | Die Wanderung kann beliebig verkürzt werden: Ab Niederlenz Wildegg, Rupperswil oder Rohr kann der ÖV benützt werden. |
Relive ‚Zum Mittelpunkt des Aargaus‘
(Das erste Bild ist falsch gesetzt, der Stein steht wirklich im Wald)
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